Wissen über Herzinsuffizienz wenig verbreitet

Keine Erkrankung ist in Deutschland für mehr Klinikeinweisungen verantwortlich als Herzinsuffizienz. Dennoch kennt kaum jemand das tückische Leiden.

„Herzinsuffizienz-Patienten haben eine ähnlich ungünstige Prognose wie Krebspatienten. Dementsprechend zählt die Herzschwäche zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Und sie ist nicht heilbar.“ So fasst der Herzspezialist Peter Hoffmann vom Berliner Prenzlauer Berg die wichtigsten Gründe dafür zusammen, dass jeder die Herzinsuffizienz kennen und einordnen können sollte – zumindest ab einem gewissen Alter. Denn nur so lässt sich der Erkrankung gezielt vorbeugen und beim Auftreten typischer Symptome richtig reagieren.

Doch im Gegensatz zu anderen kardiologischen Krankheitsbildern wie Schlaganfall und Herzinfarkt ist die Herzinsuffizienz in der Bevölkerung kaum bekannt. Das geht aus Umfragen des Deutschen Kompetenznetzes Herzinsuffizienz hervor, das 2007, 2012 und 2015 das Wissen zu dieser Erkrankung getestet hat.

So war bei der letzten Erhebung nur jeder vierte Befragte über die schlechte Prognose der Erkrankten im Bilde. Jeder fünfte ging davon aus, dass eine Herzinsuffizienz spätestens nach einem Monat Therapie abheilen würde. 30 Prozent meinten, eine Operation könne das Leiden abstellen. Diese Werte liegen auf ähnlichem Niveau wie schon 2007, was auch für die Kenntnis der drei Hauptsymptome der Erkrankung gilt: Beinödeme, Atemnot und geringere Belastbarkeit.

Vor allem 70- bis 80-Jährige sind gefährdet

In Deutschland kommt es jährlich zu etwa 320 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Bei Männern, deren Risiko rund 50 Prozent höher liegt als bei Frauen, ist Herzinsuffizienz die vierthäufigste Todesursache, bei Frauen sogar die zweithäufigste. Nach der Diagnose überlebt nur rund jeder zweite Patient die nächsten vier Jahre. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter; vor allem ab 70 Jahren gehört man zur Hochrisikogruppe, wobei Männer tendenziell früher als Frauen daran erkranken.

Da Herzinsuffizienz, bei der das Herz den Organismus nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt, nicht heilbar ist, kann eine Therapie lediglich das Fortschreiten aufhalten und die Beschwerden lindern. Neben einer medikamentösen Behandlung ist dafür zumeist auch eine Anpassung des Lebensstils erforderlich. Beim ersten Auftreten verdächtiger Symptome sollte in jedem Fall ein Herzmediziner konsultiert werden.