„Gebrochene Herzen“ gibt es wirklich

Kann man an gebrochenem Herzen tatsächlich sterben? Kann man. Die Erkrankung heißt Tako-Tsubo-Kardiomyopathie und ähnelt einem Herzinfarkt.

Es ist keine bloße Metapher, wenn in literarischen oder filmischen Werken von gebrochenem Herzen die Rede ist. Die meisten Menschen verstehen darunter einen seelischen Schmerz, der „das Herz schwer macht“. Doch das Herz kann wirklich physisch „brechen“; das Phänomen heißt Tako-Tsubo-Kardiomyopathie oder auch „Broken-Heart-Syndrom“, und es ist lebensbedrohlich. Rund drei Prozent der Erkrankten sterben daran.

Seinen Namen hat das Leiden vom japanischen Tako-Tsubo-Topf, einer traditionellen Tintenfischfalle. Das erkrankte Herz ähnelt diesem Gefäß optisch. „Bei der Tako-Tsubo-Kardiomyopathie verkrampfen sich die Herzkranzgefäße, die linke Herzkammer bildet dann aufgrund einer Funktionsstörung an der Herzspitze eine Ausbuchtung“, erläutert der Internist und Kardiologe Peter Hoffmann aus dem Berliner Prenzlauer Berg. In der Folge erhält der Herzmuskel nicht mehr ausreichend Blut. Die Symptome sind denen eines Herzinfarkts zum Verwechseln ähnlich. „Wie bei einem Herzinfarkt ist auch beim ‚Broken-Heart-Syndrom‘ schnelle Hilfe entscheidend, auch wenn die Beschwerden in der Regel innerhalb eines Tages wieder abklingen“, so Herzmediziner Hoffmann.

90 Prozent der Betroffenen sind Frauen über 50

Neun von zehn an Tako-Tsubo-Kardiomyopathie Erkrankten sind weiblich und haben die Wechseljahre hinter sich. Vermutet wird deshalb, dass Östrogenmangel bei der Entstehung eine Rolle spielt, und zwar durch die Begünstigung des Stresshormonspiegels. Stress, etwa durch ein schockartiges Erlebnis, ist nämlich hauptverantwortlich für das akute Auftreten der Erkrankung. Die Patient(inn)en verfügen im Herzmuskel über außergewöhnlich viele Bindungsstellen für die entsprechenden Stresshormone.

Der Anteil der Tako-Tsubo-Kardiomyopathie an den akuten Koronarsyndromen wird in Deutschland auf ein bis zwei Prozent geschätzt. „Da das Leiden erst 1990 entdeckt wurde, ist die Erforschung noch nicht sehr weit fortgeschritten“, erklärt Facharzt Hoffmann. Als gesichert gilt aber, dass Stressvermeidung und Stressmanagement den Schlüssel zu einem Leben ohne „gebrochenes Herz“ darstellen.