Wie sind Vorhofflimmern-Symptome zu werten?
Leiden Patienten an typischen Vorhofflimmern-Beschwerden, sagt das laut einer aktuellen Studie wenig über das kurzfristige Risiko schwerer Herz-Kreislauf-Ereignisse aus.
Die European Society of Cardiology (ESC) empfiehlt zur Therapiesteuerung bei Vorhofflimmern, den sogenannten EHRA-Score zugrunde zu legen. Er wurde von der EHRA (European Heart Rhythm Association) entworfen, um die Schwere der Symptomatik systematisch zu erfassen. Ob ein Patient an behandlungswürdigem Vorhofflimmern leidet, wird anhand von sechs Leitsymptomen erhoben, die in jeweils vier Schweregraden angegeben werden können: Palpitationen (Herzklopfen), Müdigkeit, Schwindel, Atemnot, Schmerzen in der Brust und Angstzustände.
Eine europäische Studie ging nun der Frage nach, was der EHRA-Score über die Wahrscheinlichkeit gravierender kardiovaskulärer Vorfälle aussagt. Dazu wurden über ein Jahr lang die kardiologischen Beschwerden und Erkrankungen sowie Therapien von knapp 6.200 Patienten mit Vorhofflimmern verzeichnet. Die Probanden waren im Durchschnitt rund 72 Jahre alt. Zu Beginn des Beobachtungszeitraums wurden die jeweiligen EHRA-Scores festgehalten.
Lediglich Herzinsuffizienz bei hohem Score häufiger
Die Auswertung ergab, dass ein hoher EHRA-Score nicht mit einem erhöhten Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall einhergeht (auf Jahressicht!). Lediglich Herzinsuffizienz trat bei den Patienten, bei denen die Vorhofflimmern-Symptome besonders ausgeprägt waren, um 65 Prozent häufiger auf. „Beschwerden an sich, kombiniert mit dem EHRA-Score, scheinen somit kein starker Prädiktor für ein negatives Outcome zu sein“, schließen die Studienautoren um Dr. Renate Schnabel vom Universitären Herzzentrum in Hamburg. Nichtsdestotrotz halten sie den EHRA-Score für ein sinnvolles und nützliches diagnostisches Hilfsmittel.
Beim Vorhofflimmern handelt es sich um eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Sie zeigt zwar nicht unmittelbar Lebensgefahr an, wie die neue Studie ja auch belegt – mittelfristig jedoch kann sie gravierende Komplikationen nach sich ziehen, neben Herzinsuffizienz insbesondere einen Schlaganfall. Erfahrene Herzmediziner wie der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe Peter Hoffmann warnen denn auch: „Circa 15 Prozent der Schlaganfälle werden auf Vorhofflimmern zurückgeführt. Entsprechende Symptome sollten daher keinesfalls auf die leichte Schulter genommen, sondern einem Herzspezialisten geschildert werden!“