Karotisplaque allein muss kein Alarmzeichen sein

Ab dem Alter von etwa 40 Jahren haben ein Viertel bis ein Drittel aller Menschen Plaque in der großen Halsschlagader. Das kann ein Warnzeichen sein, muss aber nicht.

Grundsätzlich ist es für die Herzgesundheit kein gutes Zeichen, wenn sich in einer Arterie Plaque – also krankhafte Ablagerungen – findet. Der Belag verengt die Arterien und behindert damit den Blutfluss, zudem können sich Pfropfen bilden und zu lebensbedrohlichen Embolien führen. Aus diesen Gründen gilt Plaque als Marker für das kardiovaskuläre Risiko. Die Mechanismen hinter der Entstehung der Ablagerungen sind komplex und wissenschaftlich noch nicht durchdrungen. Eine Rolle spielen aber die bekannten Risikofaktoren einer Arteriosklerose wie Bluthochdruck, Rauchen, fettreiche Ernährung, Diabetes und Bewegungsarmut.

Prinzipiell problematisch ist folglich auch Plaque in der großen Halsschlagader, die fachsprachlich Karotis genannt wird. Karotisplaque wird oft zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. In vielen Fällen merken die Betroffenen aber rein gar nichts von einer kardiologischen Einschränkung, haben keine Herz-Gefäß-Erkrankung und erfreuen sich guter Allgemeingesundheit.

Studien zufolge lässt sich bei etwa einem Viertel bis einem Drittel aller Menschen mittleren Alters Karotisplaque feststellen. In Spanien beispielsweise wurden rund 4.000 herzgesunde Probanden im Alter von 40 bis 54 Jahren untersucht. Fast ein Drittel von ihnen wies Plaque in der großen Halsschlagader auf, überwiegend Männer.

Was tun mit dem Zufallsbefund „Karotisplaque“?
Wenn Karotisplaque entdeckt wird, stellt sich die Frage nach dem weiteren, gegebenenfalls therapeutischen bzw. prophylaktischen Vorgehen. Klar ist jedenfalls: „Eine Karotisplaque allein erfordert noch keine Behandlung. Entscheidend ist die gesamte Risikoeinschätzung, und bei der ist die Plaque ein Faktor unter mehreren“, wie der Herzmediziner und Internist Peter Hoffmann aus Berlin-Prenzlauer Berg betont. Dem aktuellen Forschungsstand zufolge birgt es für Patienten mit Karotisplaque, aber ohne jegliche kardiologische Beschwerden keinen merklichen Vorteil, ASS oder Statine einzunehmen.

Man kann also Karotisplaque haben und dabei durchaus gesund sein. Einfach ignorieren also? Das wäre wiederum auch nicht zu empfehlen. Denn Entwarnung kann erst gegeben werden, wenn die anderen relevanten Risikofaktoren dazu Anlass geben. Karotisplaque für sich sollte als Appell genommen werden, der Herzgesundheit die große Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient.