Schlechte Ernährung bei Kindern fördert Suchtverhalten

Kinder, die häufig zu Fett- und Zuckerhaltigem greifen, trinken als Jugendliche deutlich mehr Alkohol als gesünder ernährte Altersgenossen.

Es ist ein seit Längerem bekanntes Phänomen, dass Zucker und Fett suchtartiges Verhalten – in Form von Kontrollverlust, einer schier unstillbaren Gier auf mehr und darauf folgendem Überkonsum – begünstigen kann. Ob auch andere Süchte von einer fett- und zuckerreichen Ernährung in Gang gesetzt oder verstärkt werden, wurde bislang nicht systematisch untersucht.

Diese Forschungslücke hat nun ein europäisches Forscherteam geschlossen, an dem zehn Institutionen beteiligt waren. Unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS wurden zunächst 16.000 Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren untersucht. Ihre Angehörigen, in der Regel die Eltern, gaben zudem Auskunft zum Lebensstil einschließlich der Ernährung. Nach einigen Jahren wurde die Prozedur bei den meisten der Kinder wiederholt; diese waren mittlerweile zwischen 9 und 17 Jahren alt.

Herkunft und soziales Umfeld nicht entscheidend
Es zeigte sich, dass diejenigen Jugendlichen unter den Probanden wesentlich häufiger Alkohol konsumieren, die als Kinder viel Fett und Zucker konsumiert haben. Die naheliegende Hypothese, dass vor allem die sozialen bzw. sozioökonomischen Umstände sowohl für schlechte Ernährung als auch für spätere Alkohol-Affinität verantwortlich sein könnten, halten die Forscher nicht für ausreichend, um den belegten Zusammenhang zu erklären.

Was passiert also, wenn wir unseren Körper mit Fett und Zucker „mästen“? Tierversuche haben bereits gezeigt, dass Fett das Verlangen nach Alkohol befeuert – und umgekehrt. Die Wissenschaftler spekulieren, dass die ungesunden Substanzen eine generelle Veranlagung für Süchte befördern könnten. Diese Veranlagung „sucht“ sich dann gewissermaßen altersgemäße und sozial akzeptierte Stoffe wie Alkohol zur Befriedigung. Dies gilt der neuen Studie zufolge länder- und geschlechterübergreifend.

Der in Berlin-Prenzlauer Berg tätige Internist und Kardiologe Peter Hoffmann kommentiert: „Erneut zeigt sich, dass man bei der Ernährung – der eigenen wie der von Kindern – immer die konsumierte Zucker- und Fettmenge im Auge behalten sollte. Das ist heutzutage nicht leicht, denn Zucker und Fett sind fast allgegenwärtig, ob in den Supermärkten oder beim schnellen Imbiss zwischendurch. Für die Gesundheit des Herz-Gefäß-Systems, aber auch anderer Organe wie der Leber ist das höchst gefährlich.“