Therapietreue von Herzpatienten wird belohnt

Weniger Klinikeinweisungen, geringeres Sterberisiko: Eine verordnete Statin-Therapie konsequent umzusetzen zahlt sich aus, wie eine große Kohortenstudie jüngst belegte.

Mit ärztlichen Empfehlungen ist es so eine Sache – manche Patienten betrachten sie eher als grobe Leitlinie mit einem gewissen Spielraum, andere halten sich minutiös daran. Dass es sich auszahlt, letztere Variante zu wählen, zeigt eine neue Großstudie der US-Universität Stanford. Ein Forscherteam um Dr. Fatima Rodriguez wertete Daten von rund 350.000 Patienten aus, um das Verhältnis von Statin-Einnahme und Sterblichkeit zu klären.

Neben Klinikeinweisungen und Todeszeitpunkten wurde auch erfasst, inwieweit die verschriebenen Statine in der jeweiligen Apotheke abgeholt wurden. Damit sollte die sogenannte Adhärenz festgestellt werden, also die Therapietreue. Ob die Medikamente am Ende auch wirklich eingenommen wurden, konnten die Forscher nicht überprüfen, setzten es aber bei einer regelmäßigen Abholung voraus.

Das Ergebnis zeigt eindeutig, dass sich das Leben von Krebspatienten mit disziplinierter Medikamenteneinnahme im Durchschnitt verlängern lässt. Sowohl die LDL-Cholesterin-Werte als auch der Blutdruck der Studienteilnehmer mit hoher Adhärenz lagen unter denen der weniger therapietreuen Probanden. Zudem stellten die Forscher fest: Je höher die Adhärenz, desto geringer das Sterberisiko. Der Unterschied zwischen den am wenigsten und den meisten adhärenten Patienten betrug 30 Prozent. Auch mussten die therapietreuen Studienteilnehmer im Durchschnitt seltener wegen kardiologischer Beschwerden ins Krankenhaus.

Halbwahrheiten über Statine sind weitverbreitet
Die cholesterinsenkenden Statine verringern nachweislich das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen. In Deutschland gehören sie zu den meistverschriebenen Medikamenten, rund fünf Millionen Patienten nehmen sie hierzulande regelmäßig ein. Dass manche von diesen zurückhaltend bis kritisch gegenüber Statinen eingestellt sind, liegt an einer Reihe von Halbwahrheiten und Falschinformationen, die in den Medien und im Internet kursieren.

„Die häufigste und bekannteste Nebenwirkung von Statinen sind Muskelschmerzen, die als SAMS (Statin-Associated Muscle Symptoms) bezeichnet werden. In randomisierten Studien wurden SAMS allerdings nur bei einem bis zwei von 1.000 Patienten beobachtet“, stellt der Herzmediziner Peter Hoffmann klar, der in Berlin-Prenzlauer Berg eine kardiologische und internistische Praxis betreibt. Ähnlich selten kommt es zu einem Diabetes, einer weiteren bekannten Statin-Nebenwirkung. Generell lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht sagen: Die Nebenwirkungen von Statinen treten selten auf und richten in der Regel keinen gravierenden Schaden an. Oder wie der Berliner Herzspezialist Hoffmann sagt: „Der gesundheitliche Nutzen einer Statintherapie überwiegt die möglichen Nebenwirkungen bei Weitem – daher sollte eine verordnete Einnahme auch konsequent erfolgen.“