Wie die Körpergröße das Erkrankungsrisiko beeinflusst

Schon länger ist bekannt, dass beispielsweise große Menschen häufiger unter Thrombose, kleinere dagegen öfter unter Typ-2-Diabetes leiden. Eine neue Studie zeigt nun weitere Zusammenhänge auf.

Vor rund fünf Jahren ging das Ergebnis einer schwedischen Studie durch die Medien, der zufolge groß gewachsene Menschen auf ihr Thromboserisiko achten sollten. Gegenüber dem normal großer oder klein gewachsener Menschen ist es statistisch signifikant erhöht. Das erscheint unmittelbar plausibel, denn längere Gliedmaße haben auch längere Beinvenen und damit längere Wege für das Blut zur Folge. „Große Menschen sollten besonders darauf achten, dass sie mehrstündiges Sitzen immer wieder mit Bewegung unterbrechen, gegebenenfalls Stützstrümpfe tragen und auf jeden Fall viel Wasser trinken“, rät der Kardiologe und Internist Peter Hoffmann aus Berlin-Prenzlauer Berg. Deutsche Forscher ergänzten diesen Befund zwei Jahre später um die komplementäre Erkenntnis, dass eher klein gewachsene Personen ein höheres Risiko für Typ-2-Diabetes aufweisen.

Unklar blieb bisher, ob die Körpergröße sich direkt auf das Erkrankungsrisiko auswirkt oder ob es eine gemeinsame Ursache für beides gibt. Eine neue Großstudie der University of Colorado nahm deshalb nun neben der – tatsächlichen, nicht nur genetisch angelegten – Körpergröße und bestimmten Erkrankungen auch die Genetik in den Fokus. Ausgewertet wurden Daten zu mehr als einer Viertelmillion Menschen. Herausdestilliert haben sie im Wesentlichen die folgenden Risikoerhöhungen:

  • Kleinere Menschen haben ein erhöhtes Typ-2-Diabetes- und Herzinfarktrisiko. Übergewicht wirkt sich bei ihnen schädlicher aus als bei größeren Menschen, daher sollten sie stärker auf ihr Gewicht achten.
  • Größere Menschen haben ein erhöhtes Risiko für Thrombose, Haut- und Knocheninfektionen, periphere Neuropathie und einige Krebsarten.

Diese Befunde sind nicht nur für die individuelle Prävention relevant, sondern auch für die gesamte Gesundheitsversorgung – denn die Menschen werden immer größer. So erreichten Frauen bis 1896 im Schnitt nur eine Körpergröße von 1,56 Metern, Männer von 1,67 Metern. Heute (Stand 2017) sind es 1,66 und knapp 1,80 Meter.

Hinzu kommen allerdings weitere Faktoren, die das jeweilige Erkrankungsrisiko beeinflussen, vor allem sozioökonomischer Art. Größere Menschen haben nämlich statistisch häufiger einen hohen sozialen Status. Und der wiederum wirkt sich günstig auf das Risiko aus, an bestimmten Volkskrankheiten zu leiden.