Gichtanfall erhöht Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko
In Studien wurde bereits mehrfach ein Zusammenhang zwischen Gicht und Herz-Gefäß-Gesundheit festgestellt. Nun zeigt sich: Nach einem akuten Gichtanfall ist das kardiovaskuläre Risiko besonders hoch.
Rund eine Million Menschen, überwiegend Männer, sind in Deutschland betroffen: Die Stoffwechselerkrankung Gicht führt bei ihnen dazu, dass sich Harnsäure im Körper ansammelt, die dann kristallisiert und sich unter anderem in den Gelenken absetzt. Dort können die Kristalle zu – für die Patienten sehr schmerzhaften – Entzündungen führen, meist zuerst in den großen Zehen. Im Verlauf eines solchen Gichtanfalls schwillt die betroffene Region an, verfärbt und erwärmt sich. Auch Fieber kann hinzutreten. Ohne Gegenmaßnahmen kann es mehrere Tage dauern, bis die Symptome wieder verschwinden.
Dass Gichtpatienten auffällig häufig auch Herz-Kreislauf-Patienten sind, haben verschiedene Studien belegt. Eine aktuelle retrospektive Forschungsarbeit der Universität Nottingham, an der Daten von nahezu 15 Millionen Engländern ausgewertet wurden, liefert nun eine weitere wichtige Erkenntnis in diesem Kontext.
Gichtanfall doppelt so wahrscheinlich
Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall wiesen gegenüber herzgesunden Menschen eine fast doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit auf, in den 60 Tagen vor dem Ereignis einen Gichtanfall erlitten zu haben. Im Zeitraum 61 bis 120 Tage vor der schweren Komplikation war die Wahrscheinlichkeit um 57 Prozent erhöht. Davor (121 bis 180 Tage) traten Gichtanfälle in beiden Gruppen in etwa gleich häufig auf. Daraus schlussfolgern die Forscher, dass „Gichtanfälle mit einem transienten Anstieg von kardiovaskulären Ereignissen assoziiert sind“.
In einer zweiten Analyse betrachteten sie die Daten von 1.421 Patienten, bei denen es zu beiden Ereignissen – Gichtanfall und kardiovaskuläre Komplikation – gekommen war, und stellten fest: Deren Risiko eines kardiovaskulären Ereignisses war in den 180 Tagen nach einem Gichtanfall gegenüber früheren oder späteren Zeiträumen signifikant erhöht.
Die Forscher unterstreichen jedoch, dass es sich bei diesen Zusammenhängen nicht um Kausalbeziehungen handeln muss. Mit anderen Worten: Es ist nicht bewiesen, dass ein Gichtanfall ursächlich zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall beiträgt. Klar wird aber einmal mehr, dass Gichtpatienten gut daran tun, auch ihre Herz-Gefäß-Gesundheit im Blick zu behalten und entsprechende Vorsorge zu betreiben.