Pilotprogramm erleichtert Salz-Entwöhnung

Wer zu hohen Blutdruck hat, sollte Salz nur in geringen Dosen zu sich nehmen. Die Umstellung fällt vielen schwer. In Kentucky hat sich nun eine Intervention bewährt, die Vorbehalte gegenüber salzärmerem Essen abbaut.

Von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wird überliefert, dass er konsequent auf Kochsalz in seinem Essen verzichte. Was in der breiten Bevölkerung gern als Schrulle wahrgenommen wird, hat handfeste medizinische Gründe. „Tatsächlich schadet die gemeinhin hohe Salzaufnahme in unserer heutigen Gesellschaft dem Organismus. Sie begünstigt Bluthochdruck und damit kardiovaskuläre Erkrankungen, belastet die Nieren und kann auch die Darmflora negativ beeinflussen“, umreißt der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann die Problematik.

Gerade für Bluthochdruckpatienten ist es also wichtig, den Salzkonsum zu reglementieren. Die European Society of Cardiologists (ESC) empfiehlt ein Maximum von fünf Gramm Kochsalz pro Tag. Das einzuhalten fällt allerdings nicht leicht, denn schließlich haben sich die Geschmacksrezeptoren an das „Salz in der Suppe“ gewöhnt und empfinden wenig gesalzenes oder gar ungesalzenes Essen häufig als fade.

Ein Forschungsteam um die Ernährungswissenschaftlerin Prof. Misook Chung von der University of Kentucky hat es sich zum Ziel gesetzt, die Ernährungsumstellung zu vereinfachen. Dabei soll nicht bloß die Disziplin gesteigert werden, um besser Verzicht üben zu können; vielmehr sollen die Hypertoniker salzärmeres Essen zu mögen lernen, um gar nicht mehr verzichten zu müssen. Denn auch die Geschmacksnerven lassen sich durch Gewöhnung „umprogrammieren“.

Reduktion um 30 Prozent
Die Wissenschaftler entwickelten ein Interventionsprogramm („Sodium Watchers Program – Hypertension“), das im Wesentlichen aus persönlichen Coachings und Beratungen per Videocall besteht. Zudem werden die Probanden mit kleinen Geräten ausgestattet, die den Salzgehalt von Gerichten angeben können. Zur Evaluation des Programms wurden eine Interventionsgruppe und eine Kontrollgruppe gebildet. Letztere wurde konventionell behandelt, erhielt also neben Medikamenten nur die dringende Empfehlung, sich salzarm zu ernähren. Nach vier Monaten nahmen die Hypertoniker in der Kontrollgruppe indes mehr Salz zu sich als zuvor. Die Interventionsgruppe hingegen hatte ihren Salzkonsum um rund 30 Prozent gesenkt – und empfand salzarme Mahlzeiten als schmackhafter als zu Beginn der Kurzstudie.

Auch wenn deren Teilnehmerzahl mit 26 recht überschaubar ist, sehen die Forscher die Ergebnisse als Hinweis auf die Wirksamkeit ihres Programms. „Unsere Pilotstudie mit Bluthochdruckpatienten zeigt, dass es möglich ist, die Geschmackswahrnehmung zu verändern und zu lernen, Essen mit weniger Salzgehalt zu mögen“, resümiert Prof. Chung. Die Intervention soll nun mit einer größeren Probandenzahl und einem längeren Follow-up-Zeitraum genauer getestet werden.