Wie aussagekräftig ist der BMI?

Ist ein Body-Mass-Index (BMI) über 25 gesundheitsschädlich? Oder lebt man mit einem BMI von 25–30 sogar länger? Eine US-Studie liefert dazu neue Erkenntnisse.

Seit einigen Jahren beschäftigt Mediziner, Ernährungswissenschaftler und vor allem die breite Öffentlichkeit das sogenannte Übergewichtsparadoxon. Damit wird die in mehreren Studien bekräftigte These bezeichnet, dass leichtes Übergewicht das Leben statistisch verlängere. Sie widerspricht vielerlei gängigen Annahmen über die – bekanntermaßen schädliche – Wirkung zu vieler „Pfunde auf den Rippen“.

Mittlerweile wurden viele der Studienergebnisse, die dem Übergewichtsparadoxon zugrunde liegen, relativiert oder in gleichartigen Forschungsarbeiten widerlegt. Und auch die Autoren einer aktuellen epidemiologischen Studie der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey räumen ein, dass die Evidenz ihrer Ergebnisse nicht sehr groß ist. Dennoch kommen auch sie zu dem Schluss: Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 30 weisen eine etwas geringere Sterblichkeit auf als solche mit einem BMI unter 25. Dabei beginnt genau bei diesem Wert nach gängiger Lesart das Übergewicht.

Auch Muskel- und Fettanteile sind maßgeblich
Ist leichtes Übergewicht also doch „gesund“? Diese Schlussfolgerung wäre womöglich zu pauschal. Denn das Problem derartiger Forschungsarbeiten liegt in einer Unschärfe, die aus der Verwendung des BMI resultiert. Dieser lässt sich zwar leicht berechnen, berücksichtigt aber nicht, wie viel Körperfett zum Gesamtgewicht beiträgt. Dieses kann durchaus auch durch Muskelmasse in den Übergewichtsbereich hineinwachsen. So kann man also mit einem BMI über 25 fit und gesund sein. Auf der anderen Seite können auch dünne, insbesondere bewegungsarm lebende Menschen unter verfetteten Organen leiden, die das Sterberisiko erhöhen. Wesentlich aussagekräftiger wird der BMI demnach, wenn man ihn mit einer Erhebung des Gesamtkörperfetts ergänzt.

Keinen Interpretationsspielraum lässt der BMI hingegen, wenn er über die Marke von 30 steigt. Dort beginnt nach verbreiteter Auffassung der Bereich der Fettleibigkeit (Adipositas). Dass diese durchschnittlich das Leben verkürzt, bestätigt auch die neue US-Studie eindeutig.