Welche Mythen auf Social Media über Statine verbreitet werden

Eine Studie der Stanford University hat über 10.000 Diskussionen ausgewertet, die in sozialen Netzwerken über Statine geführt wurden. Fazit: Falschinformationen sind nicht selten. Sie betreffen die Ernährung ebenso wie Nebenwirkungen und einen Generalverdacht gegenüber „Big Pharma“.

Dass nicht alles für bare Münze zu nehmen ist, was im Internet und insbesondere in den sozialen Netzwerken verlautbart wird, hat sich herumgesprochen. Brisant sind Falschinformationen nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch auf gesundheitlicher. Zahlreiche Menschen vertrauen TikTok-, Instagram- oder YouTube-Videos mehr als den evidenzbasierten Ratschlägen von Medizinern. Das birgt ein großes Risiko, gerade wenn es um die Herzgesundheit geht.

Für die können Statine einen wichtigen Beitrag leisten. „Die Wirkstoffgruppe senkt den LDL-Cholesterin-Spiegel und damit das Risiko einer Arteriosklerose und dadurch begünstigter schwerer kardiovaskulärer Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich“, erklärt der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann. Obwohl an Wirksamkeit und Unbedenklichkeit keinerlei wissenschaftlich begründete Zweifel bestehen, hält sich in Teilen der Öffentlichkeit eine hartnäckige Skepsis gegenüber Statinen. Auf welchen Mythen diese fußt, haben Forscher der kalifornischen Stanford University in einer Studie untersucht. Sie nahmen sich dafür mehr als 10.000 Diskussionen zu dem Thema vor, die in Social Media geführt wurden, und identifizierten die häufigsten Kritikpunkte.

Sind Statine bei richtiger Ernährung verzichtbar?
Die verbreitetsten Falschinformationen betreffen Ernährung und Lebensstil. So wird oft behauptet, eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Verzicht auf Tabak und Alkohol habe den gleichen Effekt wie Statine. Das stimmt indes nur bedingt. Zwar wirken sich die genannten Faktoren günstig auf den LDL-Cholesterin-Spiegel und die Herzgesundheit insgesamt aus. Doch ihr Effekt ist begrenzt und kann daher einen hohen LDL-Cholesterin-Wert nicht allein nennenswert absenken. Das Gleiche gilt für Nahrungsergänzungsmittel wie Fischöle, Pflanzenstanole oder roten Reis. Neben ihrer kaum belegten Wirksamkeit kommt hier das Risiko hinzu, dass viele dieser Mittel neben dem Hauptwirkstoff weitere Bestandteile enthalten, die kaum geprüft werden. Manche User empfehlen auch eine ketogene Diät (wenig Kohlenhydrate, viel Fett). Diese ist nach aktueller Studienlage jedoch mit einem höheren herzmedizinischen Risiko verbunden.

Ein anderer Diskussionsstrang widmet sich den Nebenwirkungen von Statinen. Hier finden sich oft Mutmaßungen über schwere Nebenwirkungen wie Krebs, Alzheimer oder Diabetes, die in keinem Verhältnis zum Präventionsnutzen stünden. Tatsächlich treten jedoch nur wenige Nebenwirkungen auf, deren häufigste Muskelschmerzen sind. Den davon Betroffenen – weniger als ein Prozent der Patienten – kann in der Regel mit einem Wechsel des Statinpräparats geholfen werden.

Schließlich hält sich in manchen Diskussionsforen auch ein tiefes Misstrauen gegenüber der Pharmaindustrie, die angeblich nur ihre Produkte auf Biegen und Brechen unters Volk bringen wolle. In der Hinsicht kann darauf verwiesen werden, dass auch pharmaferne Wissenschaftler den Nutzen von Statinen bestätigt haben – und dass seriöse Herzmediziner das Wohl ihrer Patienten im Blick haben, nicht die Gewinne von „Big Pharma“.