Studie rückt Übergewichts-Paradoxon gerade
Die These, dass Übergewicht für die Herzgesundheit vorteilhafter sei als Normalgewicht, wurde von verschiedenen Forschern auf Basis des BMI aufgestellt. Eine internationale Studie zeigt nun: Es kommt auf das vorhandene Fettgewebe an. Betrachtet man das Verhältnis von Taillenumfang zur Körpergröße, geht ein höherer Wert durchaus mit einem höheren Risiko für Herzinsuffizienz einher.
Das sogenannte Übergewichts- oder Adipositas-Paradoxon gibt Herzmedizinern seit Jahren Rätsel auf. In zweifelsfrei seriösen und validen Studien gab es wiederholt Hinweise darauf, dass Übergewicht das Risiko, an kardiovaskulären Erkrankungen zu sterben, verringert. Zwar traten bei Menschen mit einem BMI-Wert von mehr als 25 häufiger Herz-Kreislauf-Leiden auf. Diese führten aber signifikant seltener zu einem frühzeitigen Tod als bei Normalgewichtigen. Der Befund widerspricht dem einer Vielzahl anderer, ebenfalls zuverlässiger Studien. Ihnen zufolge wirkt sich Übergewicht negativ auf die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Krankheiten aus, wie es gängige Lehrmeinung ist.
Einen Erklärungsansatz für die Diskrepanz – also das Übergewichts-Paradoxon – liefert nun eine Studie der Medizinischen Kardiologie der Universität Glasgow, für die Daten von circa 8.400 Patienten mit Herzinsuffizienz erhoben wurden. „Wir vermuteten, dass ein Teil des Problems darin bestand, dass der BMI ein schlechter Indikator dafür ist, wie viel Fettgewebe ein Patient hat“, umreißt Studienleiter Prof. John McMurray die Ausgangshypothese.
Ist der Körperfettanteil der bessere Maßstab für Übergewicht?
Für ihre Analyse nahmen die Forscher statt des BMI den Fettgewebeanteil, ausgedrückt im Verhältnis von Taillenumfang zur Körpergröße, als Maßstab für Übergewicht. Und siehe da: Das Übergewichts-Paradoxon löste sich auf. Die Personen mit dem höchsten Körperfettanteil wurden mit einer um 39 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit wegen ihrer Herzerkrankung in ein Krankenhaus eingewiesen als die mit dem niedrigsten. „Fettleibigkeit ist ein Risikofaktor und eine treibende Kraft für Herzinsuffizienz“, unterstreicht Prof. McMurray.
Wer unter Herzinsuffizienz leidet und Bedenken hat, sein Gewicht zu reduzieren, weil überzählige Pfunde vermeintlich einen kardiovaskulären Schutzeffekt entfalten, kann aus der schottischen Studie mithin die Bekräftigung ziehen: Es lohnt sich, einen Taillenumfang im Normbereich anzustreben, denn das Risiko ernsthafter Herz-Kreislauf-Komplikationen wird dadurch deutlich gesenkt.