Schöne Kindheit = gesünderes Herz im Erwachsenenalter
Eine US-Studie mit einem Beobachtungszeitraum von 20 Jahren belegt: Wer als Kind Warmherzigkeit und Stabilität erlebt, erfreut sich in späteren Jahren einer besseren Herz-Gefäß-Gesundheit.
In Pädagogen- und Psychologenkreisen ist bisweilen von „Milch und Honig“ die Rede, die Eltern ihren Kindern mitgeben können – und sollten. Milch steht für die Stillung von Grundbedürfnissen wie Nahrung und Obdach, Honig für emotionale Zuwendung, also Herzlichkeit, Warmherzigkeit und stabile Beziehungen. Erhalten die Kinder keinen oder nur wenig Honig, können sie für den Rest ihres Lebens mental darunter leiden.
Doch auch körperlich und objektiv messbar wirkt es sich aus, wenn Kinder in einem emotional kalten Umfeld aufwachsen: Ihre spätere Herzgesundheit bleibt hinter der anderer Erwachsener zurück. Das belegt eine aktuelle US-Auswertung von Daten, die im Rahmen der CARDIA-Studie (Coronary Artery Risk Development in Young Adults) mit mehr als 2.000 Teilnehmern über 20 Jahre erhoben wurden. Die Probanden waren bei Studienbeginn im Durchschnitt 25 Jahre alt, Frauen stellten etwas mehr als die Hälfte.
Effekt hängt vom Einkommen ab
Die Forscher erhoben zum einen mit dem standardisierten Fragebogen „Risky Families Questionnaire“, wie viel Warmherzigkeit bzw. Misshandlung die Teilnehmer als Kinder erlebt haben. Dass darin ein gewisser Unsicherheitsfaktor liegt, räumen die Autoren selbst ein, denn Erinnerungen an die eigene Kindheit sind nicht immer verlässlich. Zum anderen checkten sie die Herzgesundheit zu Studienbeginn, im siebten und im letzten Jahr anhand der von der Amerikanischen Herzgesellschaft definierten „Life’s Simple Seven“: Blutdruck und Blutzucker, Raucherstatus, Ernährung, Cholesterin, Bewegungsverhalten und Gewicht. Als Maßstab wird dabei eine ideale kardiovaskuläre Gesundheit angelegt.
Diese erreichten gut verdienende Studienteilnehmer mit einer um zwölf Prozent höheren Wahrscheinlichkeit, wenn sie von einem warmherzigen Kindheitsumfeld berichteten. In mittleren Einkommenskategorien fiel der Effekt mit vier Prozent deutlich schwächer aus, bei Geringverdienern war er gar nicht feststellbar. Das führen die Forscher darauf zurück, dass der sozioökonomische Status großen Einfluss auf die (Herz-)Gesundheit hat, wie in zahlreichen Studien belegt wurde.
Unabhängig vom heutigen Einkommen der Probanden zeigte sich aber die schädliche Wirkung von Kindesmisshandlung: Über alle Gruppen hinweg zeigten die davon Betroffenen eine um 13 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, eine ideale Herzgesundheit aufzuweisen.
Einmal mehr zeigt diese Studie, dass elterliche Fürsorge weit mehr bedeutet, als „Milch“ bereitzustellen – der „Honig“ in Form warmherziger Hinwendung ist mindestens ebenso wichtig.