Verwirrung um Kohlenhydrate

Eine neue Studie bringt alte Ernährungs-Gewissheiten ins Wanken: Ihr zufolge führt ein hoher Kohlenhydrate-Konsum zu Herz-Kreislauf-Schädigungen, während Fette ungefährlich sind.

Es ist keine unbedeutende Forschungsarbeit am Rande des Wissenschaftsbetriebs, sondern eine Mammutstudie an einer renommierten Schweizer Universität, die kürzlich mit überraschenden Erkenntnissen aufwartete. Daten zu mehr als 135.000 Menschen aus 18 Nationen wurden über sieben Jahre hinweg erhoben und analysiert. Verantwortlich war mit dem Internisten Michael Ristow ein etablierter Experte für Energiestoffwechsel von der Eidgenössisch-Technischen Hochschule Zürich. Die im Fachorgan „The Lancet“ veröffentlichten Ergebnisse sind daher relevant und ernst zu nehmen.

Und das bereitet derzeit vielen Wissenschaftler Kopfzerbrechen. Denn was die Schweizer Forscher herausfanden, steht konträr zu den bisher gültigen Dogmen der Ernährungswissenschaft und verwandter Disziplinen: Eine kohlenhydratreiche Ernährung erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen; Fette sind in dieser Hinsicht unbedenklich.

Da reibt man sich als Verbraucher verwundert die Augen. Empfehlen viele Ernährungsratgeber doch, mindestens die Hälfte der täglichen Energieaufnahme mit Kohlenhydraten zu bestreiten. Laut Prof. Ristow, dem Studienleiter, ist diese Empfehlung überholt. Vielmehr sinke die Sterblichkeit analog zur Kohlenhydrataufnahme. Wer nun kohlenhydratreiche Nahrungsmittel vom Speisezettel streiche und stattdessen auf Eiweiß umsteige, tue seiner Gesundheit allerdings auch keinen Gefallen.

Bis auf Weiteres dürfte es damit ratsam sein zu differenzieren: Es gibt nämlich verschiedene Arten von Kohlenhydraten. Als gut für das Herz-Kreislauf-System gelten Vollkornprodukte, da die darin enthaltenen Kohlenhydrate den Blutzucker langsamer ansteigen lassen als die in Schokolade. Das Gleiche gilt für die Kohlenhydrate in Obst und Gemüse, die einstweilen sicherlich ohne Bedenken verzehrt werden können. Vor allem aber ist es der Herzgesundheit förderlich, insgesamt in Maßen zu essen und sich regelmäßig sportlich zu bewegen.