Sind Sie schon Organspender?

In Deutschland kommen etwa zehn Organspender auf eine Million Einwohner, nur rund halb so viele wie in Belgien oder Österreich. Einen Organspenderausweis bei sich zu tragen kostet nicht viel Aufwand und kann doch Menschenleben retten.

Über 10.000 Patienten warten in Deutschland dringend auf ein Spenderorgan, die meisten auf eine Niere. In der Regel haben chronische Erkrankungen dazu geführt, dass das betroffene Organ seine Funktion nicht mehr hinreichend erfüllen kann; Unfälle kommen hinzu. Transplantiert wurden im letzten Jahr lediglich 857 Organe, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) kürzlich mitteilte. Damit wurde das niedrige Niveau von 2015 (877) noch einmal unterschritten. Von einem „akuten Organmangel“ in Deutschland spricht die DSO daher. Ihm fallen statistisch jeden Tag drei Patienten zum Opfer, da für sie kein Spenderorgan verfügbar ist.

Seit dem Organspendeskandal von 2012 – Wartelisten waren manipuliert worden – hat sich die Spendebereitschaft nicht wieder erholt. Und schon zuvor war sie nicht sehr ausgeprägt gewesen. Zwar zeigen sich die Deutschen in Umfragen mehrheitlich aufgeschlossen, doch mit einem Organspendeausweis dokumentiert hat es nur rund jeder dritte. Liegt eine solche Einverständniserklärung nicht vor, müssen die Angehörigen nach dem Tod entscheiden, ob eine Organspende im Sinne des/der Verstorbenen wäre. Und das in einer extrem belastenden Situation unter Zeitdruck. Mit einem Organspendeausweis (unabhängig davon, ob man darin eine Organspende erlaubt oder ausschließt) erweist man daher auch den eigenen Hinterbliebenen einen Dienst.

Leben retten ist selten so einfach

„Eine postmortale, also nach dem Tod des Spenders erfolgte Organspende bringt keinerlei Risiko mit sich, da der Tod zuerst offiziell festgestellt werden muss“, betont der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Internist und Kardiologe Peter Hoffmann. „Ob Niere, Herz, Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse oder Dünndarm: Eine Organspende rettet in der Regel Menschenleben. Daher sollte sich jeder Erwachsene möglichst frühzeitig mit der Frage auseinandersetzen, ob er nach seinem Tod noch zum Lebensretter werden will.“

In anderen Ländern veranlasst der Gesetzgeber die Bürger, über diese Frage nachzudenken. Österreicher, Spanier, Belgier, Italiener oder Slowenen gelten per se als Organspender, sofern sie nicht zu Lebzeiten schriftlich widersprechen. Daran dürfte es hauptsächlich liegen, dass in Österreich und Belgien – in Relation zur Gesamtbevölkerung – rund doppelt so viele Organspenden verzeichnet werden wie hierzulande. Das sollte für die Deutschen Ansporn sein, auf diesem Feld besser zu werden.