Überstunden begünstigen Übergewicht

Das Risiko von Übergewicht und Fettleibigkeit steigt proportional zur Arbeitszeit, wie zwei große Übersichtsstudien kürzlich belegt haben.

Fleiß ist zwar eine Tugend, kann sich aber negativ auf die Gesundheit auswirken – zumindest wenn er sich in langen Arbeitszeiten äußert. Denn es gilt: Je mehr die Menschen arbeiten, desto höher ihr Body-Mass-Index-(BMI)-Wert. Das haben zwei Meta-Analysen ergeben, deren Resultate kürzlich publiziert wurden.

Ein internationales Forscherteam unter finnischer Leitung nahm sich 19 Studien aus den USA, Europa und Australien vor, die sich dem Zusammenhang zwischen Arbeitspensum und Gewicht(szunahme) widmeten. Insgesamt flossen Daten von über 60.000 Personen in die Untersuchung ein. Etwa jede fünfte entwickelte im Beobachtungszeitraum von im Schnitt viereinhalb Jahren Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas). Wie sich zeigte, stieg das Risiko dafür linear mit der Arbeitszeit: Teilzeitbeschäftigte hatten mit 95 Prozent ein unterdurchschnittliches Risiko; eine Arbeitszeit von 41 bis 48 Wochenstunden führte zu einem Risiko von 107 Prozent; 109 Prozent betrug es bei 49 bis 54 Wochenstunden und 117 Prozent bei noch längeren Arbeitszeiten.

Daten von fast 375.000 Patienten, verteilt auf 29 Einzelstudien, werteten Forscher der Universität für Wissenschaft und Technik Zentralchina in Huazhong aus. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen Überstunden und dem Übergewichtsrisiko. Auch hier zeigte sich das gleiche Bild: Wer regelmäßig Überstunden leistet, hat ein durchschnittlich um 13 Prozent erhöhtes Risiko, auf kurz oder lang mehr „Kilos auf den Rippen“ zu haben, als gesundheitsverträglich ist.

Wer viel arbeitet, sollte besonders auf Bewegung achten
Da sich die meisten Erwerbstätigen den Umfang ihrer wöchentlichen Arbeitszeit nicht aussuchen können, sollte bei einem hohen Pensum auf Ausgleich geachtet werden. Für bewegungsreiche Freizeitaktivitäten wie Sport bleibt in der Regel kaum Zeit, daher empfiehlt es sich, die Arbeit mit Bewegungseinheiten anzureichern. „Gerade langes Sitzen in unveränderter Position, wie bei Telearbeit üblich, wirkt sich langfristig negativ auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit wie auch auf den Bewegungsapparat aus. Das gilt für alle bewegungsarmen Tätigkeiten. Arbeitgeber wie Arbeitnehmer tun daher gut daran, sich um ‚aktive Arbeitsplätze‘ zu bemühen, also immer wieder körperliche Aktivität zu integrieren“, rät der Kardiologe und Internist Peter Hoffmann, der in Berlin-Prenzlauer Berg praktiziert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Ernährung. Gerade Vielarbeiter neigen dazu, nicht mehr Zeit als unbedingt nötig für das Essen aufzuwenden, was sich oftmals ungünstig auf die Qualität der Nahrungsmittel auswirkt. Statt fett- und zuckerreichen Fast Foods und Convenience Foods sollten primär frisches Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen.