Wie bedrohlich ist Covid-19 für Herzpatienten?

Das neuartige Coronavirus breitet sich schier unaufhaltsam aus. Insbesondere für kardiovaskulär Vorerkrankte stellt es eine ernst zu nehmende Bedrohung dar.

Nach aktuellem Kenntnisstand ist das in China ausgebrochene neue Coronavirus, anders als zunächst angenommen, doch gefährlicher als die Saisongrippe. Wie bei dieser sind vor allem Menschen gefährdet, deren Gesundheit und Immunsystem bereits geschädigt bzw. geschwächt sind. Gerade kardiovaskuläre Grunderkrankungen können den Organismus derart seiner Abwehrkräfte berauben, dass das Covid-19-Virus das Leben des Patienten akut bedrohen kann.

So weisen laut Zahlen des American College of Cardiology (ACC) rund zwei von fünf Patienten, die wegen des neuen Virus stationär behandelt werden müssen, eine Herz-Kreislauf-Vorerkrankung auf. Chinesische Mediziner erhoben den kardiovaskulären Status von 138 Patienten, die schwer an Covid-19 erkrankt waren – rund 30 Prozent von ihnen hatten Bluthochdruck, jeder zehnte war Diabetiker, bei etwa 15 Prozent waren bereits weitere Herz-Gefäß-Erkrankungen diagnostiziert worden.

Auch wenn die Datenlage noch dünn ist, so zeichnet sich doch deutlich ab, dass gerade Herzpatienten vor dem neuen Coronavirus auf der Hut sein sollten. Eine schwere Virusinfektion kann mit ihren erhöhten Anforderungen an den Stoffwechsel die begrenzte kardiale Reserve von Herzpatienten schnell überfordern. Das gilt besonders für Atemwegs-Infektionen wie eben Covid-19.

Immer wieder: Hände waschen
Zur Prävention empfiehlt sich vor allem das „kleine Einmaleins“ der epidemiologischen Eindämmung: immer wieder gründlich die Hände waschen, dabei mindestens eine halbe Minute lang mit Seife abreiben – noch stärker wird der Reinigungseffekt mit Desinfektionsmittel; Menschenansammlungen nach Möglichkeit meiden, ebenso das Händeschütteln; auf Distanz zu den Mitmenschen bleiben, gerade wenn sie husten oder niesen; keine Oberflächen bzw. Gegenstände berühren, die häufig von verschiedenen Menschen angefasst werden, etwa Geländer oder Türgriffe.

Bei Risikopatienten sollte zudem der Impfstatus überprüft werden, damit eine Superinfektion weniger wahrscheinlich wird. Zu einer Influenza- und Pneumokokken-Impfung wird dringend geraten. Einige Herzexperten raten zudem dazu, Plaque-stabilisierende Maßnahmen zu prüfen, also eine geeignete medikamentöse Therapie. Die sollte jedoch nur nach Rücksprache mit einem Herzmediziner erfolgen. „Auf keinen Fall sollten Herzpatienten auf eigene Faust ihre Medikation ändern, um sich damit gegen Virusinfektionen zu wappnen“, warnt der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann. „Stattdessen sollte man mit dem Herzmediziner des Vertrauens besprechen, ob und gegebenenfalls welche Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden sollten.“

Wer bereits den Verdacht hegt, am neuen Coronavirus erkrankt zu sein, sollte sich in Berlin an die Charité (030/45050) oder an die Coronahotline (90282828) wenden. Auch der Kassenärztliche Notdienst (116117) gibt in diesem Fall gern Auskünfte zum weiteren Vorgehen.