Männer, bewegt euch!

Mit einer Testosteronkur zu mehr Jugendlichkeit? Das gelingt zumindest in puncto Gefäßgesundheit nicht. Eine neue Studie belegt, dass der gewünschte Effekt nicht durch Hormongabe, sondern durch Bewegung eintritt.

Männern, die sich dem Herbst ihres Lebens nähern, wird bisweilen eine Testosteron-Substitution empfohlen. Das „Männerhormon“ wird als eine Art Jungbrunnen vermarktet, der die Konsumenten kraftvoller und potenter machen soll. Schließlich büßt der männliche Körper ab etwa 30 Jahren etwa ein Prozent seines Testosteronspiegels pro Jahr ein. Noch schneller geschieht dies, wenn viel Alkohol getrunken wird und/oder Übergewicht vorliegt. Dem resultierenden „Testosteronmangel“ werden verschiedenste Leiden zugeschrieben, von Osteoporose, Diabetes und Bluthochdruck über mental-kognitive Beeinträchtigungen bis hin zu Schlafstörungen, Libidoverlust oder Antriebslosigkeit.

Verschiedene Studien haben in den letzten Jahren indes den Mythos Hormonkur weitgehend entzaubert. So gibt es starke Hinweise auf eine Gefährdung der Herzgesundheit – unter anderem.

Forscher der University of Western Australia in Perth wollten nun wissen, ob sich eine Testosteronkur in Kombination mit körperlichem Training positiv auf die Gefäßgesundheit auswirkt. Dazu teilten sie 80 männliche Probanden, die viel Bauchspeck aufwiesen (über 95 Zentimeter Bauchumfang) und zwischen 50 und 70 Jahre alt waren, in vier Gruppen ein:

– Die erste erhielt eine Testosteron-Substitution und absolvierte ein Bewegungsprogramm.
– Die zweite erhielt ein Testosteron-Placebo und absolvierte ein Bewegungsprogramm.
– Die dritte erhielt eine Testosteron-Substitution und absolvierte kein Bewegungsprogramm.
– Die vierte erhielt ein Testosteron-Placebo und absolvierte kein Bewegungsprogramm.

Bewegung allein schlägt Bewegung plus Testosteron
Ein Vergleich der Gefäßgesundheit, gemessen an der Vasodilatation, zu Beginn und am Ende des zwölfwöchigen Versuchs ergab ein eindeutiges Ergebnis: Die Vasodilatation stieg bei der Gruppe, die ein Placebo erhalten und sich bewegt hatte, um 1 Prozent (von 3,6 auf 4,6 Prozent) an, die Herzgesundheit hatte also deutlich profitiert. Halb so groß fiel der Effekt bei der Gruppe aus, die Testosteron-Substitution und Bewegung gepaart hatte. Bei den Probanden, die Testosteron erhalten, sich aber nicht bewegt hatten, sank die Vasodilatation dagegen um 0,7 Prozent. Der Vollständigkeit halber: Bei den Placebo-Probanden ohne Bewegung wurde ein nicht signifikanter Anstieg um 0,2 Prozent verzeichnet.

Damit zeigt sich wieder einmal, wie wichtig körperliche Betätigung für die kardiovaskuläre Gesundheit ist. „Kein Herzmedikament wirkt so gut, ganzheitlich und nebenwirkungsarm wie regelmäßiger Sport“, unterstreicht der Kardiologe und Internist Peter Hoffmann, der in Berlin-Prenzlauer Berg praktiziert. „Auch und gerade in Lockdown-Zeiten mit ihren reduzierten Aktivitäten sollten Männer – und Frauen natürlich ebenso – Wert darauf legen, ihrer Gesundheit mit viel Bewegung an der frischen Luft einen Dienst zu erweisen.“