Angeborener Herzfehler erhöht Covid-19-Sterberisiko nicht per se

In einer internationalen Studie wurde untersucht, ob Menschen mit angeborenem Herzfehler häufiger an Covid-19 versterben als Herzgesunde. Das Ergebnis bedeutet prinzipiell eine Entwarnung, wenngleich die Teilnehmer überwiegend noch jung waren – und Folgeerscheinungen des Herzfehlers das Risiko durchaus erhöhen können.

Es ist vielfach belegt, dass kardiovaskuläre Vorerkrankungen das Risiko eines schweren Verlaufs wie auch das Sterberisiko bei einer Covid-19-Infektion erhöhen können. Sie begründen daher eine höhere Prioritätsstufe bei der Impfreihenfolge. Umstritten war bisher, ob auch ein angeborener Herzfehler in diese Kategorie gehört und damit eine Priorisierung rechtfertigt.

Eine internationale Forschergruppe um Prof. Craig Broberg von der US-amerikanischen Oregon Health & Science University hat nun belastbare Zahlen als Entscheidungsgrundlage geliefert. In die Studie flossen Daten von 1.044 mit Covid-19 infizierten EMAH (Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern) aus verschiedenen Ländern ein. Die Fallsterblichkeit, so zeigte sich, lag mit 2,3 Prozent nur unwesentlich über dem breiten weltweiten Durchschnitt von 2,2 Prozent.

Einschränkend muss jedoch hinzugefügt werden, dass die Teilnehmerschaft der Studie mit einem Durchschnittsalter von rund 35 Jahren eher jung war. In dieser Altersgruppe (35 bis 59 Jahre) versterben in Deutschland laut RKI weniger als 0,3 Prozent der Covid-19-Infizierten. Auch die Autoren räumen ein, dass dieser Umstand zu dem insgesamt positiven Befund beigetragen haben dürfte.

Assoziierte Risikofaktoren können relevant sein
Wenn auch ein angeborener Herzfehler allein kein statistisch höheres Sterberisiko durch eine Covid-19-Infektion nach sich zieht, bedeutet das für viele EMAH keineswegs eine Entwarnung. Denn häufig führt der Herzfehler zu physiologischen Einschränkungen wie pulmonaler Hypertonie (Bluthochdruck im Lungenkreislauf), Niereninsuffizienz oder Zyanose, und diese erhöhen das Mortalitätsrisiko durchaus. Ebenso wirken sich Herzinsuffizienz-bedingte Klinikaufenthalte negativ auf die Prognose aus.

Vor allem aber sind es auch unter Nicht-EMAH verbreitete kardiovaskuläre Risikofaktoren, die das Covid-19-Sterberisiko ansteigen lassen, zuvörderst Diabetes und Übergewicht. Überdies sind Männer statistisch deutlich gefährdeter.

Die Studienautoren halten sich mit Empfehlungen zur Impfpriorisierung zurück. Am Ende wird es wohl in den Händen der Kardiologen und Hausärzte liegen, jeweils den individuellen Gesundheitsstatus ihrer Patienten zu bewerten und die Impfreihenfolge danach auszurichten.