Blutdrucksenker schützen auch bei Werten im Normbereich

In der Diskussion um den Einsatz von Blutdrucksenkern bei Nicht-Hypertonikern liefert eine neue Metastudie der Universität Oxford wichtige Erkenntnisse.

Blutdrucksenker (Antihypertensiva/Antihypertonika) werden standardmäßig nur Patienten verschrieben, die ein hohes Risiko für gravierende kardiovaskuläre Ereignisse erkennen lassen – wegen sehr hoher Blutdruckwerte oder weil bereits ein Herzinfarkt oder Schlaganfall aufgetreten ist. Ob die Medikamente sich auch für Menschen mit lediglich leicht erhöhten oder gar unauffälligen Blutdruckwerten eignen, ist in der Medizinerschaft umstritten.

Klar ist: Ein gesunder Lebensstil ist der wichtigste und nachhaltigste Faktor für ein robustes Herz-Kreislauf-System. „Wer sich viel bewegt, gesund ernährt und so Übergewicht vermeidet, zudem auf Rauchen, hohen Alkoholkonsum und viel Salz verzichtet und idealerweise Stress aus dem Weg geht, schafft damit die Basis für einen moderaten Blutdruck und Herzgesundheit bis ins hohe Alter“, erklärt der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann.

Dass auch blutdrucksenkende Medikamente bei kardiologisch unauffälligen Personen zur Prävention beitragen können, hat nun ein Team um Prof. Kazem Rahimi von der Universität Oxford im Rahmen einer Metastudie belegt. Dieser lagen 48 randomisierte Einzelstudien zugrunde, in die Daten von insgesamt fast 345.000 Teilnehmern einflossen. Rund die Hälfte von ihnen galt als herzgesund, die andere als kardiovaskulär vorerkrankt.

Risiko sinkt proportional zum Blutdruck
Bei der Auswertung der circa 42.000 schweren kardiovaskulären Ereignisse, die im Beobachtungszeitraum von vier Jahren (Median) auftraten, stellten die Forscher fest: Das Risiko sinkt proportional zum Blutdruck, und zwar um 10 Prozent je 5 mmHg. Und diese Risikoreduktion erstreckt sich über alle Teilnehmergruppen, also auch die herzgesunden. Die Forscher plädieren daher dafür, nicht nur Risikopatienten mit Blutdrucksenkern zu behandeln. Allerdings räumen sie ein, dass sie mögliche Nebenwirkungen einer solchen medikamentösen Prävention nicht systematisch erhoben haben.

Entwarnung gibt es seit vergangenem Herbst immerhin hinsichtlich der Befürchtung, dass manche Blutdrucksenker Krebs begünstigen könnten. Das erbrachte eine ebenfalls aus Oxford stammende Metastudie mit über 260.000 Probanden. Zuvor waren insbesondere ACE-Hemmer in Verdacht geraten. Die Forscher konnten jedoch für keine Blutdrucksenker-Klasse ein erhöhtes Krebsrisiko erkennen.