Leistungssport lässt Koronararterien stärker verkalken
Es mutet zunächst kurios an: Wer extremen Ausdauersport betreibt, hat mehr Koronarplaque. Das muss jedoch nicht auf ein höheres Herzinfarktrisiko hinauslaufen, denn die Plaque ist stabiler.
Fast acht Stunden Training pro Woche, und das seit 31 Jahren, in denen auch an 13 Marathons teilgenommen wurde: Das sind die beeindruckenden Durchschnittswerte der 152 Ausdauersportler, deren Herzgesundheit kürzlich im Rahmen einer Studie an der Universität London untersucht und mit der einer Kontrollgruppe (im Schnitt knapp zwei Stunden Sport pro Woche) verglichen wurde. Alle Studienteilnehmer hatten prinzipiell ein geringes Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko, auch die Alters- und Geschlechtsstruktur der Probanden- und der Kontrollgruppe glichen sich.
Zur Überraschung der Forscher zeigte sich bei den Leistungssportlern eine deutlich stärkere Verkalkung der Koronararterien. Das wirft die Frage auf, ob intensiv betriebener Ausdauersport tatsächlich Arteriosklerose befördern und damit das Herzinfarktrisiko steigern kann.
Die Antwort fällt allerdings klar aus: „Zwar stellten die Londoner Forscher signifikant häufiger eine mittlere bis schwere Koronarverkalkung fest; doch es handelt sich größtenteils um kalzifizierte Ablagerungen, also um eine festere Plaque als bei der Durchschnittsbevölkerung“, erklärt der Berliner Herzspezialist Peter Hoffmann, der im Prenzlauer Berg eine kardiologische und internistische Praxis betreibt und dort auch zahlreiche Sportler betreut. „Dadurch wird es unwahrscheinlicher, dass Plaque-Stücke abbrechen und die Arterien verstopfen können.“
Fragezeichen hinter der Plaquebildung
Die Studienautoren halten es sogar für möglich, dass durch die Stabilität der Plaque das Herzinfarktrisiko geringer ist als bei weniger verkalkten Arterien, deren Ablagerungen „weicher“ sind. Das bleibt jedoch einstweilen Spekulation; ebenso ist noch unklar, warum die Sportlerplaque eine stabilere Struktur aufweist. Offenbar laufen die pathophysiologischen Prozesse, die zur Plaquebildung führen, bei den Leistungssportlern anders ab als bei der „Normalbevölkerung“.
Kann nun also Entwarnung gegeben werden? Jein. Wer seinen Körper extremen Belastungen aussetzt, stärkt ihn zwar einerseits, unterliegt andererseits aber auch dem Risiko einer Überlastung. Daher sollte eine regelmäßige sportärztliche bzw. kardiologische Kontrolle selbstverständlich sein.