Krebspatienten haben ein erhöhtes Vorhofflimmern-Risiko (und umgekehrt)

Krebserkrankungen und Vorhofflimmern beeinflussen sich gegenseitig. Südkoreanische Forscher haben nun eruiert, welche Krebsarten mit einer besonders hohen kardialen Gefährdung einhergehen.

Es ist schon seit Längerem bekannt, dass zwischen Krebserkrankungen und Vorhofflimmern ein sogenannter bidirektionaler Zusammenhang besteht. Was das konkret bedeutet, fasst der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann so zusammen: „Krebspatienten haben ein erhöhtes Risiko, Vorhofflimmern zu entwickeln, und Patienten mit Vorhofflimmern werden signifikant häufiger zu Krebspatienten.“

Ebenfalls nicht neu ist die Beobachtung, dass die Risikoerhöhung sich von Krebsart zu Krebsart unterscheiden kann. Systematisch wurde jedoch bisher nicht untersucht, welche Krebsarten als kardiologisch besonders heikel einzustufen sind. Diese Forschungslücke wurde nun von einem Team um Dr. Eue-Keun Choi vom Seoul National University Hospital geschlossen.

Die Wissenschaftler stützten sich auf Daten von über 800.000 Krebspatienten, die von 2009 bis 2016 in einer nationalen Datenbank registriert wurden. Zur Kontrolle wurde eine Vergleichsgruppe aus mehr als doppelt so vielen Menschen ohne Krebserkrankung gebildet und beobachtet. Die Forscher differenzierten zwischen 19 Krebsarten, die in Beziehung zu im viereinhalbjährigen Beobachtungszeitraum neu auftretenden Fällen von Vorhofflimmern gesetzt wurden.

Patienten mit Plasmazellmyelom haben das höchste Risiko
Zunächst bestätigen die Ergebnisse den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Krebs und Vorhofflimmern: Während 3,1 Prozent der Krebspatienten Vorhofflimmern entwickelten, waren es in der Kontrollgruppe 1,9 Prozent.

Das größte statistische Risiko tragen Patienten, die am Multiplen Melanom erkrankt sind, das Plasmazellen im Knochenmark betrifft. Gegenüber Personen ohne Krebserkrankung haben sie ein 3,34-fach erhöhtes Risiko, Vorhofflimmern zu entwickeln. Mehr als doppelt so hoch ist die Gefährdung bei Patienten mit Speiseröhrenkrebs (2,69), Lymphomen (2,64), Lungenkrebs (2,39) oder Leukämien (2,29). Das geringste Risiko wurde mit 1,27 bei Magenkrebs-Patienten festgestellt.

Die Ursachen für diese Wechselwirkung sind noch unklar. Gemutmaßt wird, dass bestimmte Risikofaktoren beide Krankheitsbilder begünstigen, die deshalb gehäuft zusammen auftreten – etwa Rauchen, Übergewicht und natürlich auch ein hohes Lebensalter. Zudem stehen chronische Entzündungen und auch Therapienebenwirkungen als Auslöser im Verdacht.