Jeder 2. Mensch mit Bluthochdruck weiß nichts von seiner Gefährdung

Eine weltweite Langzeitstudie förderte eine erschreckende Zunahme der Zahl der Hypertoniker zutage. Fast die Hälfte von ihnen sind sich ihres erhöhten kardiovaskulären Risikos und Vorsorgebedarfs nicht bewusst.

Bluthochdruck bedeutet Handlungsdruck. Denn dauerhaft zu hohe Werte können zu gravierenden Herz-Gefäß-Leiden und -Vorfällen führen. Wer sich als Hypertoniker nicht um eine Absenkung bemüht, verkürzt damit zumindest statistisch sein Leben. Voraussetzung für ein Umsteuern aber ist naturgemäß, dass man Kenntnis von einer erhöhten Gefährdung hat. Dies scheint indes bei fast jedem zweiten Bluthochdruck-Patienten nicht der Fall zu sein.

Zu diesem Befund kommt jedenfalls eine kürzlich veröffentlichte Metastudie, deren Dimension Seltenheitswert hat: Über 1.200 Einzelstudien nahm sich die „Non-Communicable Disease Risk Factor Collaboration“ (etwa: Zusammenschluss zur Untersuchung von Risikofaktoren nichtübertragbarer Krankheiten) vor, in der Forscher der Weltgesundheitsorganisation und des Londoner Imperial College zusammenarbeiten. Die Forschungsarbeiten decken 184 Länder ab, aus denen insgesamt rund 104 Millionen Menschen an den ausgewerteten Studien teilnahmen.

Zahl der Hypertoniker in 30 Jahren verdoppelt
2019 gab es der Metaanalyse zufolge weltweit circa 1,3 Milliarden Menschen mit Bluthochdruck. Gegenüber der für 1990 angenommenen Zahl bedeutet das eine Verdopplung. Der Anstieg geht im Wesentlichen auf ärmere und Schwellenländer zurück, während die Hypertonieraten in den Industriestaaten tendenziell abnehmen. 51 Prozent der betroffenen Männer wissen nichts von ihrem Bluthochdruck, bei den Frauen sind es 41 Prozent.

In Deutschland weisen (Stand 2019) rund jede vierte Frau und jeder dritte Mann im Alter von 30 bis 79 Jahren zu hohe Werte auf. In puncto Behandlung gehört das deutsche Gesundheitswesen zur Spitzengruppe, denn nur in einer Handvoll anderer Länder wird ein größerer Anteil der Hypertoniker entsprechend behandelt.

„Bluthochdruck ist keine Petitesse, sondern eine ernsthafte Gefahr für die Betroffenen“, warnt der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann. „Jeder Mensch sollte deshalb regelmäßig seine Werte checken lassen und sich – unabhängig von den Ergebnissen – um eine herzgesunde Lebensweise bemühen. Gegebenenfalls kann auch eine medikamentöse Therapie angeraten sein.“