Ist das Risiko für Herzinsuffizienz generell gestiegen?

Seit 1948 widmet sich die Framingham-Herz-Studie der langfristigen Herzgesundheit. Bei einer Analyse von Daten der Jahre 1965 bis 2014 kam nun heraus: Das Lebenszeitrisiko einer Herzinsuffizienz hat sich erhöht – allerdings auch wegen der längeren Lebenszeit.

Wie hat sich das Risiko eines oder einer 50-Jährigen, in der verbleibenden Lebenszeit an Herzinsuffizienz zu erkranken, über die Jahrzehnte entwickelt? Dieser Frage ging eine Forschergruppe der Boston University School of Medicine in einer neuen Untersuchung nach. Entsprechendes Datenmaterial ist mit der Framingham-Herz-Studie (FHS) reichlich vorhanden, denn diese erhebt seit 1948 die Herzgesundheitsdaten von nunmehr drei Einwohnergenerationen der Stadt Framingham in Massachusetts/USA und hat damit so etwas wie Legendenstatus unter den epidemiologischen Langzeitstudien erlangt.

Nun betrachteten die Forscher zwei 25-Jahres-Zeiträume (1965–1989 und 1990–2014) und verglichen das jeweils bei den 50- bis 94-Jährigen vorliegende Lebenszeitrisiko für eine Herzinsuffizienz (auch Herzschwäche genannt).

Anstieg von 19 auf 25 Prozent bei Männern
Wie sich zeigte, haben die später geborenen 50-Jährigen ein signifikant höheres Risiko, einmal eine Herzinsuffizienz zu erleiden. Bei den männlichen Studienteilnehmern betrug es im ersten Untersuchungszeitraum 19, im zweiten 25 Prozent. Nicht ganz so stark fiel der Unterschied bei den Frauen aus: 19 Prozent im ersten, 23 im zweiten Zeitraum. Hat die Herzgesundheit – zumindest in Massachusetts – also in besorgniserregendem Maße abgenommen?

Diese naheliegende Schlussfolgerung wird relativiert, wenn man die Lebenserwartung einbezieht. So werden die im zweiten Zeitraum betrachteten Frauen im Durchschnitt 6,2 Jahre älter als ihre Vorgängerinnen, bei Männern beträgt der statistische Unterschied 5,6 Jahre. Mehr Lebenszeit erhöht naturgemäß das Risiko aller Erkrankungen, die vermehrt im Alter auftreten.

Für eine tatsächliche Risikoerhöhung sprechen dagegen andere Entwicklungen, die ebenfalls von den USA auf Deutschland übertragbar sind: Übergewicht und Fettleibigkeit, Diabetes und Bluthochdruck sind heute weiter verbreitet als in den 1960er- bis 1980er-Jahren, wie auch die FHS-Studie belegt, und sie begünstigen als klassische Risikofaktoren eine Herzinsuffizienz.