Immer mehr Deutsche von Schlafstörungen geplagt
Vier von fünf Erwerbstätigen hierzulande schlafen nicht gut. Daraus resultiert nicht nur Dauer-Erschöpfung, sondern langfristig auch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Es sind erschreckende Zahlen, die der kürzlich erschienene DAK-Gesundheitsreport „Deutschland schläft schlecht – ein unterschätztes Problem“ offenbart: Bei Erwerbstätigen zwischen 35 und 65 Jahren hat die Schlaflosigkeit seit 2010 um rund zwei Drittel zugenommen. Aktuell sind vier von fünf Arbeitnehmern von dem schleichenden Leiden betroffen. Nahezu jeder zweite gibt an, bei der Arbeit müde zu sein, rund jeder dritte fühlt sich häufig erschöpft. Auch die Zahl der Fehltage bei der Arbeit stieg seit 2010 um circa 70 Prozent an. Schätzungen einer US-Denkfabrik zufolge kosten allein die durch Schlafmangel bedingten Krankschreibungen die deutsche Volkswirtschaft jährlich rund 60 Milliarden Euro.
Diese Summe bleibt in ihrer Dimension abstrakt; sehr konkret sind aber die Folgen für jeden einzelnen Betroffenen. Von der durch die Dauer-Erschöpfung getrübten Lebensqualität abgesehen bringt Schlaflosigkeit auch gesundheitliche Risiken mit sich. Kurzfristig vor allem im Verkehr: Auf Fahrfehler durch Müdigkeit gehen mehr Todesfälle im Straßenverkehr zurück als auf Alkoholfahrten. Langfristig wirkt sich der Schlafmangel dagegen auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit aus.
Potenziell lebensbedrohliche Folgen
„Verschiedene Studien haben belegt, dass Schlafmangel oftmals Bluthochdruck zur Folge hat“, erläutert der Herzspezialist Peter Hoffmann, der in Berlin-Prenzlauer Berg niedergelassen ist, „um rund 60 Prozent ist das Risiko erhöht, wenn man dauerhaft weniger als sechs Stunden pro Nacht schläft. Zudem wurde festgestellt, dass Schlafmangel Arteriosklerose beschleunigt. Damit unterliegen Menschen mit schlechtem oder zu wenig Schlaf einer deutlich höheren Herzinfarktgefährdung.“
Laut der DAK-Studie verzichten dennoch etwa 70 Prozent der Betroffenen darauf, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Stattdessen greifen viele lieber zur Selbstmedikation. Fast jeder zehnte 35- bis 65-jährige Arbeitnehmer nimmt regelmäßig Schlafmittel ein. Die haben aber nicht nur langfristig ein hohes Abhängigkeitspotenzial, sondern mindern auch die negativen kardiologischen Auswirkungen kaum. Eine nachhaltige Therapie muss dagegen nach den Ursachen der Schlaflosigkeit fragen, und da kommen zahlreiche Faktoren infrage. Ohne professionelle Hilfe besteht hier wenig Aussicht auf wesentliche Besserung – daher sollte der Gang zum Arzt an erster Stelle stehen.