Herzpatienten sollten Arbeitsstress vermeiden
Gefährlicher als Übergewicht, Alkohol, Bewegungsmangel oder hohe Cholesterinwerte: Stress im Job gefährdet das Leben von Herzpatienten ähnlich wie Rauchen.
Dass Stresshormone der Herzgesundheit nicht förderlich sind, ist bereits seit Längerem bekannt. Doch was finnische Forscher nun bei der Auswertung von sieben Kohortenstudien mit rund 3.450 Probanden herausfanden, überrascht die Fachwelt dennoch: Herzpatienten mit einer hohen Arbeitsbelastung oder einer nicht angemessenen Vergütung für die geleisteten Arbeitsstunden haben ein um 68 Prozent erhöhtes Sterberisiko (bezogen auf die nächsten 14 Jahre und gegenüber Herzpatienten, die nicht unter Arbeitsstress leiden).
Damit ist Arbeitsstress für bereits kardiovaskulär vorbelastete Patienten fast so gefährlich wie Rauchen. Beim Nikotinkonsum kommt es zu 78,1 mehr Todesfällen pro 10.000 Personenjahre, beim Arbeitsstress liegt diese Risikoerhöhung bei 52,1. Von diesen Werten sind andere Risikofaktoren wie Übergewicht, regelmäßiger Alkoholkonsum, körperliche Inaktivität oder hohe Cholesterinwerte weit entfernt.
„In der aktuellen Studie wurde ein durch Arbeitsstress bedingter Mortalitätsanstieg selbst bei den Patienten beobachtet, deren kardiometabolische Erkrankungen erfolgreich behandelt waren, die also normotensiv, nicht übergewichtig sowie körperlich aktiv waren, die normale Cholesterinwerte hatten und nicht rauchten“, schreiben die Studienautoren im Fachmagazin „The Lancet“. Das Sterberisiko der gestressten Erwerbstätigen liege auch bei ansonsten gesunder Lebensweise rund doppelt so hoch wie normal.
Für Herzpatienten folgt daraus, dass sehr genau auf die Arbeitsbelastung geachtet werden sollte. „Bereits in den aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) ist ein Stressmanagement für Herzpatienten vorgesehen. Die neue Studie aus Finnland unterstreicht noch einmal, wie wichtig das Thema Stress ist und dass ein stressfreier Job kein ‚Nice-to-have‘, sondern ein ‚Must-have‘ für Herzpatienten ist“, resümiert der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann. Nötigenfalls sollten gestresste Herzpatienten eher eine berufliche Umorientierung in Erwägung ziehen, als ihre Lebenserwartung zu verkürzen – nicht zuletzt leidet ja auch die Lebensqualität unter dauerhaftem Stress im Job.