(Flug-)Lärm ist vor allem im Schlaf gesundheitsschädlich

Eine Mainzer Forschergruppe hat die nachteiligen Mechanismen untersucht, die Fluglärm im menschlichen Körper auslöst. Sie kommen überwiegend nachts zum Tragen.

Lärm bedeutet Stress, und Stress ist ungesund. Auf diese Formel lassen sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Lärm im Allgemeinen und Fluglärm im Besonderen bringen. Insbesondere auf kardiologischem Gebiet konnten bereits viele Zusammenhänge belegt werden.

„Lärmgeplagte Menschen haben Studien zufolge ein deutlich höheres Risiko von Herz-Gefäß-Erkrankungen – dazu zählen Bluthochdruck, Diabetes, Herzinsuffizienz oder auch die koronare Herzkrankheit“, erklärt der Herzmediziner Peter Hoffmann, der in Berlin-Prenzlauer Berg eine kardiologische Praxis betreibt. Wie genau diese Wirkungen entstehen, ist jedoch erst in Ansätzen geklärt. Mainzer Wissenschaftler um Studienleiter Prof. Thomas Münzel haben diese Wissenslücke nun ein Stück weit geschlossen.

Mäuse mit Fluglärm beschallt
Die Forscher stellten bei Versuchen mit Mäusen fest, dass ein bestimmtes Enzym namens Nox2 die Lärmsensibilität bewirkt. Schalteten sie das Nox2-Gen aus, zeigte sich praktisch kein Effekt einer viertägigen Beschallung mit Fluglärm. Die Mäuse-Kontrollgruppe dagegen wies einen erhöhten Blutzuckerspiegel, mehr einschlägige Inflammationsmarker (Entzündungsmarker) und weitere Schädigungen auf.

Interessanterweise traten die Negativeffekte in erster Linie in Schlafphasen auf. Im Wachzustand scheinen Säugetiere also weitgehend gegen Lärm gewappnet zu sein. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Fluglärm während des Schlafes, aber nicht in der Wachphase, eine endotheliale Dysfunktion (das Endothel ist die Zellschicht, mit der das Innere von Lymph- und Blutgefäßen ausgekleidet ist – Anm. d. Red.), mehr Inflammation sowie oxidativen Stress im Blutplasma, Gefäßsystem, im Herzen und Frontalcortex (und möglicherweise auch in anderen Gehirnregionen) verursacht“, so das Fazit der Wissenschaftler.

Überdies stellten die Forscher fest, dass bereits an der koronaren Herzkrankheit leidende Patienten deutlich mehr Stress- und Entzündungsmarker im Blut haben als eine Kontrollgruppe, wenn sie bei Nacht sechs Stunden lang mit Lärm beschallt werden.

Auch wenn einige der erforschten Ansätze zunächst noch weiterverfolgt werden müssen, kann die Allgemeinheit schon eine Erkenntnis mitnehmen: Wenn man schläft, sollte man für Ruhe sorgen – ob durch das Schließen der Fenster oder Ohrenstöpsel. Und wer Lärmbelästigung nicht vermeiden kann, sollte die Herzgesundheitsvorsorge besonders ernst nehmen.