Herz-Kreislauf-Leiden bleiben Haupttodesursache

Noch vor Krebserkrankungen sind Herzinfarkte, Schlaganfälle und weitere kardiovaskuläre Krankheiten für die meisten Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Es könnten mit besserer Präventionsarbeit deutlich weniger sein.

Es ist keine neue Entwicklung, doch bleibt sie ein Aufruf zum Handeln: Wie in den Jahren zuvor führten Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch 2023 die Rangliste der Todesursachen in Deutschland an. Rund 348.300 Todesfälle gingen laut dem Statistischen Bundesamt auf kardiovaskuläre Ereignisse und Leiden wie Herzinfarkte und Schlaganfälle zurück, das entspricht einem guten Drittel aller Todesfälle.

Deren Gesamtzahl sank gegenüber 2022 um 3,6 Prozent auf 1,03 Millionen, der erste Rückgang seit 2019. Auf Covid-19 werden 25.768 Fälle zurückgeführt und damit nur noch knapp halb so viele wie im Vorjahr. Gestiegen ist hingegen erneut die Zahl der Grippe- und Lungenentzündungstoten, die infolge der Hygienemaßnahmen während der Pandemie deutlich gesunken war und nun mit 20.900 wieder in etwa das Niveau von 2019 erreicht hat.

Hohe Zahlen im westeuropäischen Vergleich
Die vielen Herz-Kreislauf-bedingten Todesfälle in Deutschland gelten als Hauptursache dafür, dass die Lebenserwartung geringer ist als in den westeuropäischen Nachbarländern. „Zahlreiche Herzinfarkte und Schlaganfälle ließen sich vermeiden, wenn mehr und bessere Prävention betrieben würde“, betont der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann.

Die Deutschen leben vergleichsweise herzschädlich. Das betrifft die Ernährung und das Bewegungsverhalten, aber auch die institutionalisierte Vorbeugung etwa mit Früherkennungsmaßnahmen. Ein Missstand, den neun medizinische Fachorganisationen bereits in einem gemeinsamen Positionspapier adressiert haben und den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nun mit dem „Gesundes-Herz-Gesetz“ beheben will. Es soll die Prävention und Früherkennung unter anderem mit regelmäßigen Check-ups für Erwachsene stärken.

Ein Alarmsignal sollte die Dominanz der Herz-Kreislauf-Erkrankungen jedoch nicht nur für die Politik und die Medizinerschaft sein; angesprochen sollte sich jede und jeder fühlen, denn Herzgesundheit ist vor allem eine persönliche Aufgabe.