Halbjährliche Injektion kann LDL-Cholesterinwert drücken

Bei manchen Patienten bleibt der LDL-Cholesterinwert trotz Statin-Therapie besorgniserregend hoch. Abhilfe könnte bald ein Lipidsenker schaffen, der wie eine Impfung angewendet wird.

Das Wechselspiel von „schlechtem“ LDL-Cholesterin und „gutem“ HDL-Cholesterin bedarf noch viel Forschung. Umstritten ist beispielsweise, ob zur Risikoabschätzung der Quotient aus beiden Cholesterinarten herangezogen werden sollte oder lieber nur der LDL-Wert – oder auch dieser in Relation zum Blutdruck. „Fest steht jedenfalls, dass ein hoher LDL-Cholesterinwert Arteriosklerose – bekannter als ‚Arterienverkalkung‘ – begünstigt und deshalb für das Gesamtbild relevant ist“, betont der Herzmediziner und Internist Peter Hoffmann, der in Berlin-Prenzlauer Berg praktiziert. Insbesondere wenn weitere Risikofaktoren wie eine Koronare Herzkrankheit vorlägen, müsse der LDL-Wert sorgsam im Auge behalten und gegebenenfalls medikamentös abgesenkt werden.

Die gängigen Leitlinien setzen die Obergrenze für den LDL-Cholesterinspiegel gesunder Erwachsener bei 116 Milligramm pro Deziliter Blut. Bestehen kardiovaskuläre Vorerkrankungen, sollte der Wert auf weniger als 100 oder sogar 70 reduziert werden. Standardmäßig werden dazu Statine eingesetzt, die jedoch bei vielen Patienten den LDL-Wert nicht hinreichend drücken können. Für diese gibt es nun Grund für neue Hoffnung.

Effekt in drei Studien belegt
In den Studien ORION-9 (482 Teilnehmer), ORION-10 (1.561) und ORION-11 (1.617) wurde untersucht, wie sich halbjährliche Injektionen mit dem Lipidsenker Inclisiran auf den LDL-Cholesterinspiegel auswirken. Dieser war bei sämtlichen Studienteilnehmern trotz Statin-Therapie zu Beginn hoch. Jeweils eine Kontrollgruppe erhielt ein Placebo.

Nach 17 Monaten war in der Kontrollgruppe von ORION-9 der LDL-Wert um 8 Prozent gestiegen, bei den mit Inclisiran behandelten Patienten dagegen um 40 Prozent gesunken. Das gleiche Bild bei ORION-10, wo der Unterschied zwischen beiden Gruppen 52 Prozent betrug, und bei ORION-11 mit einer Differenz von 50 Prozent. Nebenwirkungen wurden, mit Ausnahme von Hautirritationen infolge der Injektionen, nicht beobachtet.

Damit scheint ein machtvolles neues Mittel vor der Marktzulassung zu stehen, das bei der Bekämpfung der Arteriosklerose wertvolle Dienste leisten kann. Sinkt damit auch die Sterblichkeit von Risikopatienten? Dieser Frage widmet sich derzeit die Langzeitstudie ORION-4. Antworten werden für 2024 erwartet.