Obduktionen bestätigen Covid-19-Risiko für Herzpatienten

Bisher gibt es nur vergleichsweise wenige Obduktionsergebnisse von Covid-19-Toten. Doch die ersten Auswertungen zeigen: Kardiovaskuläre Vorerkrankungen spielen eine wesentliche Rolle.

Wegen der Ansteckungsgefahr für die Pathologen ist es nach wie vor umstritten, ob an mit Covid-19 infizierten Verstorbenen eine innere Leichenschau vorgenommen werden sollte. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat zunächst in einer Leitlinie vom 24. März davon abgeraten, begrüßt mittlerweile aber derartige Forschungen. Erste Ergebnisse liegen nun aus Hamburg vor – und sind für Herzpatienten alarmierend, wie Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, ausführt.

Ausgewertet wurden 65 Obduktionen von Covid-19-Opfern. Wie sich zeigte, waren alle von Vorerkrankungen geschwächt gewesen, vorwiegend kardiovaskulären wie Bluthochdruck, Arteriosklerose oder Herzinfarkt. Lunge und Atemwege waren bei 46 Verstorbenen vorgeschädigt, 28 wiesen Organschäden oder transplantierte Organe auf. Weitere festgestellte Vorerkrankungen – die meisten Obduzierten litten unter mehreren – waren Diabetes, Nierenschwäche, Krebserkrankungen und Leberzirrhosen. „All diese Krankheiten schwächen das Immunsystem“, erläuterte Püschel gegenüber dem „Focus“.

Es ist nie zu spät für Prävention
Für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind das Nachrichten, die zu besonderer Wachsamkeit und Vorsorge aufrufen. Zum einen sollte das Risiko einer Coronainfektion so weit wie möglich reduziert werden. Die dazu erforderlichen Schritte sind sattsam bekannt, vom häufigen Händewaschen bis hin zur sozialen Kontaktvermeidung. Zum anderen ist es nie zu spät, das eigene Immunsystem zu stärken und damit die Gefährdung durch Covid-19 abzusenken.

„Wer etwas für sein Immunsystem tut, kann damit schon kurzfristig einen Effekt erzielen. Daher sollte man jetzt – auch und insbesondere mit Vorerkrankungen – nicht resignieren, sondern die Sorge vor Covid-19 in Tatendrang und Motivation für die Vorbeugung ummünzen“, rät der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Internist und Kardiologe Peter Hoffmann. „Gut fürs Immunsystem sind gesunde, also vitaminreiche, fett-, zucker- und salzarme Ernährung, regelmäßige sportliche Betätigung, ohne sich dabei durch Überehrgeiz zu überfordern und möglicherweise zu schädigen, der Verzicht aufs Rauchen und weitgehend auch auf Alkohol sowie nicht zuletzt Stressvermeidung.“