Chemotherapie kann Herzgesundheit beeinträchtigen

Krebspatienten, die eine Chemotherapie erhalten, sollten sich kardiologisch absichern – denn einige der eingesetzten Substanzen sind erwiesenermaßen herzschädlich.

Die Kardio-Onkologie befasst sich mit den Auswirkungen einer Krebsbehandlung auf das Herz-Kreislauf-System. Dass dieser medizinische Bereich größte Aufmerksamkeit verdient, spiegelt eine „Focus“-Schlagzeile aus dem letzten Jahr wider: „Viele Patienten überleben den Krebs und sterben dann an Herzinfarkt“. Sie bringt eine zunehmend dringlichere Problematik auf den Punkt: Immer mehr Menschen können vom Krebs geheilt werden, dank immenser Fortschritte der Krebsmedizin; doch insbesondere Chemotherapien können kardiotoxisch wirken, also das Herz schwer schädigen.

In Verruf geraten sind diesbezüglich vor allem die Wirkstoffe Trastuzumab (Handelsname: Herceptin) und Anthracyclin. „Die kardiotoxische Wirkung von Anthracyclinen wurde in Studien belegt. Der oft zur Behandlung des Mammakarzinoms verwendete Wirkstoff führt – je nach Alter der Patientin und Dosis – bei bis zu 45 Prozent der Patientinnen zu Herzmuskelerkrankungen“, erläutert der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Herzmediziner Peter Hoffmann. „Die Folgeschäden können direkt nach der ersten Verabreichung von Anthracyclin eintreten, aber auch noch Jahre später.“ Nicht nur ältere Patientinnen, sondern auch Kinder können kardiotoxische Langzeitwirkungen erleiden – ihr Risiko, als Erwachsene an Herzinsuffizienz zu erkranken, ist um den Faktor 15 erhöht.

Aufgrund dieser bekannten Gefahren wird Anthracyclin häufig durch Trastuzumab ersetzt. In den letzten Jahren haben Studien allerdings auch diesen Wirkstoff als herzschädigend entlarvt, denn er führt ebenfalls häufig zu Herzinsuffizienz.

Das Risiko einer Kardiotoxizität steigt deutlich, wenn bei Beginn der Chemotherapie bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vorliegt. Dazu gehört auch arterielle Hypertonie – idealerweise sollte der Blutdruck vor der Krebsbehandlung im Normalbereich liegen.

Auch eine Strahlentherapie kann das Herz schädigen
Wiewohl die größte Gefahr von chemotherapeutischen Wirkstoffen ausgeht, steht auch eine Strahlentherapie im Brustraum im Verdacht, langfristig kardiotoxisch zu wirken. Vor allem auf eine Begünstigung der koronaren Herzkrankheit und von Herzklappenschädigungen gibt es Hinweise. Die Forschung hat auf diesem Feld jedoch noch einen weiten Weg vor sich, bisher gibt es kaum Studien dazu.

Eine kardiologische Begleitung – und auch schon Vorbereitung – einer Krebstherapie ist jedenfalls bei in Verdacht stehenden Krebstherapien sehr zu empfehlen. In der Regel werden regelmäßig Ultraschalluntersuchungen des Herzens (Echokardiografie) vorgenommen, sowohl während als auch nach der Therapie.