Wird das Corona-Medikament Paxlovid zum entscheidenden Faktor?
Die befürchtete Covid-19-Herbstwelle scheint unaufhaltsam zu sein. Umso wichtiger werden gute Therapieoptionen – und unter denen sticht Paxlovid hervor.
Die Reihe der prominenten Anwender wird immer länger: Nach US-Präsident Joe Biden und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach haben auch dessen Kabinettskollege Christian Lindner und kürzlich ihr Chef, Bundeskanzler Olaf Scholz, nach ihrer Corona-Diagnose das Medikament Paxlovid eingenommen.
Dafür gibt es gute Gründe. „Nach bisherigem Forschungsstand reduziert Paxlovid das Risiko eines schweren Verlaufs erheblich, insbesondere bei Risikogruppen wie älteren Patienten mit Vorerkrankungen“, erläutert der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann. So erbrachte eine israelische Studie unlängst, dass Covid-19-Infizierte im Rentenalter und mit einem weiteren einschlägigen Risikofaktor ein um 79 Prozent verringertes Sterberisiko haben, wenn sie zeitig mit Paxlovid versorgt werden (in diesem Fall automatisch per Versendung nach Hause). Dass auch jüngere und damit statistisch weniger gefährdete Menschen das Medikament einnehmen, dürfte vor allem darauf zurückgehen, dass es die Infektionsdauer verkürzt.
Frühe Einnahme ist wichtig
Minister Lauterbach ist aufgrund der Studienergebnisse zu Paxlovid ein Fürsprecher einer breiten Anwendung. Dennoch kommt das potenziell lebensrettende Medikament in Deutschland bisher kaum zum Einsatz. Der Hauptgrund: Es gibt zahlreiche Kontraindikationen. So kann es zu ungünstigen Wechselwirkungen mit blutgerinnungshemmenden oder blutdrucksenkenden Medikamenten kommen. Selbst Johanniskrautextrakt scheint in der Kombination mit Paxlovid problematisch zu sein; das Gleiche gilt für Nieren- und Leberstörungen.
Einer Verschreibung müssen daher immer eine gründliche Anamnese und eine sorgfältige individuelle Behandlungsplanung, gegebenenfalls mit temporärer Medikamentenumstellung, vorangehen. Diese Anforderung wird dadurch erschwert, dass sie schnell erfüllt werden muss: Die Wirkung von Paxlovid lässt mit jedem Tag ab der Infektion nach, schon nach etwa fünf Tagen schließt sich das Zeitfenster für eine sinnvolle Einnahme.
Nichtsdestotrotz sind Risikopatienten gut beraten, mit ihren Behandlern eine Paxlovid-Therapie in Erwägung zu ziehen. Denn auch wenn die derzeit dominierende Omikron-Variante des Corona-Virus zu vergleichsweise milden Verläufen führt – es sterben in Deutschland Tag für Tag durchschnittlich fast 100 Menschen mit Covid-19, obwohl es deutlich weniger sein könnten.