Retten Ersthelfer-Apps Leben?
Nur bei jedem zweiten außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand versuchen Laien eine Reanimation. Um diese Quote zu erhöhen, wird nun in elf Regionen Deutschlands ein App-System getestet, das qualifizierte Ersthelfer herbeiruft.
Acht Minuten – so lange dauert es in der Regel, bis ein Rettungswagen nach einem Anruf eintrifft. Oftmals auch länger. „Für Menschen, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden, zählt jede Minute. Wenn der Rettungsdienst eintrifft, ist es meist zu spät. Nur jeder zehnte Betroffene überlebt“, erklärt der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann.
Viele der jährlich rund 65.000 plötzlichen Herztode hierzulande ließen sich verhindern, wenn in der Nähe befindliche Personen beherzt eingreifen würden. Doch eine Reanimation trauen sich die wenigsten zu. Nur bei 51 Prozent der außerklinisch auftretenden Herz-Kreislauf-Stillstände wird ein solcher Rettungsversuch unternommen. Das soll sich ändern: Seit Januar wird in elf Modellregionen in sechs Bundesländern ein App-System getestet, das Reanimationskundige und -willige deutlich vor dem Rettungsdienst zu einem Notfall lotsen soll.
„Region der Lebensretter“
Die App namens „Region der Lebensretter“ ist in die Rettungsleitsysteme integriert. Geht ein Notruf mit den Stichwörtern „bewusstlos“ und „Reanimation“ ein, alarmiert sie registrierte Ersthelfer in der Umgebung, sofern die Leitstelle das nicht für unnötig erachtet. Bisher haben sich rund 25.000 Personen als Ersthelfer eingetragen, Tendenz steigend. Idealerweise sollen vier von ihnen binnen wenigen Minuten am Einsatzort sein: zwei übernehmen die Reanimation, einer holt den nächstgelegenen Defibrillator und ein weiterer kümmert sich gegebenenfalls um Angehörige und weist den Rettungsdienst ein. Es versteht sich, dass nötigenfalls auch eine Person die Reanimation beginnen kann und sollte, wenn keine weiteren verfügbar sind.
„Großes Potenzial für eine Verbesserung in der Notfallrettung“ sieht Prof. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, die das Projekt unterstützt. Der Testlauf soll zunächst acht Monate dauern und dann ausgewertet werden. Technisch ist „Region der Lebensretter“ selbstverständlich auch für einen bundesweiten Betrieb ausgelegt.