RAAS-Inhibitoren haben keinen Einfluss auf Covid-19-Verlauf

Weder Schaden noch Nutzen: Die unter Herzpatienten wie -medizinern kursierende Befürchtung, RAAS-Inhibitoren könnten den Covid-19-Verlauf verschlimmern, wurde nun valide entkräftet.

ACE-Hemmer und Sartane finden in der Herzmedizin breiten Einsatz. Die Medikamente setzen am Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) an, das den Blutdruck maßgeblich reguliert, und werden daher als RAAS-Inhibitoren bezeichnet. Das Anwendungsspektrum ist weit gefasst, wie der Herzspezialist Peter Hoffmann aus Berlin-Prenzlauer Berg berichtet: „RAAS-Inhibitoren können zur präventiven Blutdrucksenkung, aber auch bei chronischer Herzinsuffizienz oder nach einem Herzinfarkt eingesetzt werden. Zudem können sie, sofern keine chronische Niereninsuffizienz vorliegt, bei Diabetes-mellitus-Patienten wertvolle Dienste leisten.“

Angesichts der Bedeutung dieser Medikamentengruppe sorgte es verständlicherweise für einige Aufregung, als ein Beitrag im „British Medical Journal“ in den ersten Wochen der Corona-Pandemie zu dem Schluss kam, RAAS-Inhibitoren könnten schwere Verläufe der Covid-19-Erkrankung begünstigen. Herzpatienten und ihre Behandler schienen vor die Wahl gestellt, entweder der Herzgesundheit oder der Covid-19-Therapie Priorität zu geben. Nachfolgende Beobachtungsstudien lieferten indes keinen Beleg für den unheilvollen Zusammenhang.

Es gibt keinen Grund für einen Therapieabbruch
Eine neue, in ihrer Qualität und Aussagekraft über Zweifel erhabene Forschungsarbeit räumt nun mit dem Verdacht gegen RAAS-Inhibitoren auf. Die randomisierte Studie untersuchte anhand von 659 chronisch herzkranken Covid-19-Patienten, wie sich die Fortsetzung oder Aussetzung einer RAAS-Therapie auf den Verlauf der Infektionskrankheit auswirkt. Direkt nach der Diagnose einer Ansteckung wurde bei der Hälfte der Probanden die RAAS-Medikation für 30 Tage eingestellt, während sie bei der anderen Hälfte unverändert weiterlief.

Das Ergebnis lässt die Herzmedizinerschaft aufatmen: Es gibt keine signifikanten Unterschiede im Covid-19-Verlauf, wenn man RAAS-Inhibitoren absetzt. Die Überlebensraten waren in beiden Gruppen ähnlich hoch, ebenso der Anteil der Patienten, die künstliche Beatmung benötigten. Herzpatienten können demnach ohne Bedenken ihre RAAS-Therapie auch nach einer Covid-19-Infektion fortsetzen.