Multivitamin-Präparate können Sie sich sparen!

Vitamine und Mineralien einfach trinken? Das klingt für viele Menschen verlockend, senkt aber keineswegs das kardiovaskuläre Sterberisiko. Vielmehr drohen bei langfristiger Einnahme Schädigungen.

Umfragen zufolge greift etwa jeder vierte Deutsche regelmäßig zu Multivitamin-Präparaten, denen in der Regel auch Mineralien wie Magnesium und Kalzium zugesetzt sind. Sie versprechen sich davon alle Vorteile fürs Immunsystem und die allgemeine Gesundheit, die man auch beim Verzehr frischen Obstes und Gemüses erwarten kann. Die Hersteller der Präparate tun naturgemäß wenig, um diesen Eindruck zu entkräften, denn sie verdienen mit den meist nicht billigen Produkten gutes Geld.

Zahlreiche Studien haben indes zweifelsfrei belegt, dass die künstliche Vitaminzufuhr keinerlei gesundheitliche Vorteile bringt. Erst im letzten Jahr erschien eine US-amerikanische Mammut-Metastudie, für die 18 wissenschaftliche Arbeiten zu mehr als zwei Millionen Patienten ausgewertet wurden. Diese wurden im Durchschnitt über zwölf Jahre begleitet („Follow-up“), im Fokus stand das Sterberisiko durch koronare Herzleiden und Schlaganfall. Das Ergebnis war eindeutig: Multivitamin-Präparate sind herzmedizinisch nicht nur verzichtbar, sondern können das Herz-Kreislauf-System unter Umständen sogar schädigen.

Fachgesellschaften raten ab
„Wer seinem Herzen etwas Gutes tun will, sollte viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte essen, auf rotes Fleisch und Alkohol weitgehend, aufs Rauchen ganz verzichten, sich regelmäßig bewegen und Übergewicht vermeiden – Placeboprodukte wie Multivitamin-Präparate hingegen haben bestenfalls keine Auswirkungen auf das Herz-Gefäß-System“, fasst der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Herzmediziner Peter Hoffmann die Forschungslage zusammen.

Auch die einschlägigen Fachgesellschaften raten eindringlich vom Konsum der vermeintlichen Convenience-Vitaminlieferanten ab. So ließ etwa die Deutsche Gesellschaft für Ernährung verlauten: „Studien haben bisher nicht den Nachweis erbracht, dass die Folgen eines ungünstigen Ernährungsverhaltens durch Einnahme von Vitaminpräparaten oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden können. Zudem steht dem fehlenden Nutzen der Einnahme von Vitaminpräparaten das Gesundheitsrisiko durch zu hohe Zufuhrmengen gegenüber, insbesondere dann, wenn hoch dosierte Präparate über eine längere Zeit eingenommen und zusätzlich angereicherte Lebensmittel verzehrt werden.“ Mögliche Schädigungen können vor allem bei älteren Patienten auftreten, wenn diese regelmäßig die Präparate schlucken.

In einigen speziellen Fällen allerdings raten auch Mediziner zu künstlichen Präparaten: So sollten Schwangere mit Folsäure versorgt werden, während Säuglingen in der Regel Vitamin D und Fluorid guttun.