Kann ein Handy die Funktion von Herzschrittmacher oder ICD stören?

Wir sind heute praktisch immer und überall von elektromagnetischen Feldern umgeben. Manchen sollten die Träger kardiologischer Implantate besser aus dem Weg gehen.

Um die im Titel gestellte Frage gleich zu beantworten: Nein, moderne Herzschrittmacher und Defibrillatoren (ICD) sind „immun“ gegen die von gewöhnlichen Handys abgegebene Strahlung. Daher ist kein Sicherheitsabstand – vor wenigen Jahren galt noch die Empfehlung von 15 Zentimetern – mehr nötig. Anders verhält es sich aber bei kabellosen Ladestationen: Diese strahlen so stark, dass die Träger von Kardio-Implantaten besser mindestens zehn Zentimeter Abstand halten.

Welche anderen elektro- oder akustomagnetischen Felder noch zu Funktionsstörungen führen können, haben die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) kürzlich in einem Ratgeber zusammengefasst. Darin werden wohlgemerkt nur die prinzipiellen Risiken beschrieben – im Einzelfall kann die Gefährdung aufgrund des persönlichen Gesundheitsstatus oder auch aufgrund besonders strahlungsintensiver Geräte höher sein.

Was unbedenklich ist
Keine Bedenken müssen Implantatträger haben, wenn sie sich Stromleitungen nähern. Das gilt sowohl innerhalb von Gebäuden als auch in Stadt, Feld und Flur. Metalldetektoren, wie sie bei Sicherheitskontrollen eingesetzt werden, bringen ebenfalls keinerlei Interferenzen mit sich. Auch Flugreisen und Elektroautos beeinflussen die Funktion von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren prinzipiell nicht.

Wo Vorsicht angebracht ist
Anders sieht es dagegen in Eingangsbereichen vieler Kaufhäuser und Ladengeschäfte aus: Hier werden im Rahmen der Diebstahlsicherungssysteme oftmals elektromagnetische Felder geschaffen, auch radiofrequente oder akustomagnetische Felder sind häufig. Insbesondere die Letzteren können die Funktion von Kardio-Implantaten beeinträchtigen, deren Träger solche Bereiche daher besser nur schnell durchschreiten sollten.

Weiterhin gelten RFID-Scanner als brisant – ihnen sollte man sich nicht auf mehr als 40 (mit ICD) bzw. 60 Zentimeter (mit Herzschrittmacher) nähern. Auch Induktionsherde strahlen gefährlich, daher gilt hier eine Sicherheitsabstands-Empfehlung von 25 Zentimetern. Keine Aussage zur Unbedenklichkeit lässt sich aktuell mangels wissenschaftlicher Studien bei Körperfettwaagen treffen. Zur Vorsicht sollten sich Implantatträger hier einstweilen zurückhalten. Last, not least: Kopfhörer können wegen ihrer starken Magneten eine Gefahrenquelle darstellen, daher sollte man sie nicht auf die Brust legen.

Wenn es zu Interferenzen kommt, sind die zwar in aller Regel nicht gleich tödlich. Dennoch können insbesondere bei ICD-Trägern heftige Schmerzen damit verbunden sein, wenn plötzlich Schocks erzeugt werden. Bei Herzschrittmachern besteht das Risiko, dass sie in einen anderen Modus wechseln. Näheres findet sich jeweils in der Dokumentation des Kardio-Implantats.