Gluten – schlecht fürs Herz? Keineswegs!
Auf Gluten zu verzichten, gilt immer mehr Menschen als gesundheitsfördernd. Für das Herz allerdings bringt die Einschränkung keinen Vorteil – indirekt kann sie sogar schaden.
Wer die heutigen Supermarktregale mit denen vor fünf Jahren vergleicht, dem springt vor allem der Siegeszug einer Produktkategorie ins Auge: glutenfreie Nahrungsmittel. Das Klebereiweiß Gluten, enthalten in zahlreichen Getreidesorten und als Bindemittel zudem in unzähligen anderen Lebensmitteln, wird von einer ernährungsphysiologischen Denkschule für verschiedenste gesundheitliche Leiden verantwortlich gemacht – darunter auch Arterienverkalkung. Hauptgrund sind die „Klebereigenschaften“ des Eiweißes, die auch den Körper „verkleben“ würden. Dementsprechend reduzieren mehr und mehr Menschen ihre Glutenaufnahme weitestgehend.
Aus medizinischer Sicht ist das allerdings nicht zu empfehlen, sofern man nicht unter Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) leidet. Bei dieser Erkrankung führt der Verzehr von Gluten zu einer Autoimmunreaktion, die eine chronische Entzündung des Darms zur Folge hat. Auch mit der koronaren Herzkrankheit wird Zöliakie in Verbindung gebracht. In Deutschland wird die Zahl der daran Erkrankten indes auf weniger als ein Prozent der Bevölkerung geschätzt. Alle anderen können prinzipiell guten Gewissens zu Brot und Brötchen, Kuchen, Müsli, Malzkaffee oder Knödeln greifen. Wer den Verdacht hat, an Zöliakie zu leiden, sollte diesen unbedingt ärztlich abklären lassen.
Vollkornprodukte tun der Herzgesundheit gut
Laut Studien bringt es dem Herz-Kreislauf-System keinen Vorteil, auf glutenhaltige Lebensmittel zu verzichten. Zumindest gilt das für die koronare Herzkrankheit, die jedoch als allgemeiner Indikator gelten kann. Es besteht sogar die Gefahr, durch Glutenverzicht dem Herzen zu schaden: „Wer zur Vermeidung von Gluten keine Vollkornprodukte mehr zu sich nimmt, erweist seiner Herzgesundheit einen Bärendienst“, warnt der Herzspezialist Peter Hoffmann, der in Berlin-Prenzlauer Berg praktiziert,„denn Vollkornnahrung wirkt sich günstig auf den Cholesterinspiegel aus.“
Hinzu kommt, dass glutenfreie Lebensmittel oft mehr Zucker und Fett enthalten als ihre glutenhaltigen Pendants, was nicht im Sinne einer gesunden Ernährung ist. Und nicht zu vergessen: Die Ersatzprodukte sind in der Regel wesentlich teurer. Glutenverzicht ist also nicht nur unnötig, wenn man nicht an Zöliakie erkrankt ist, und potenziell von Nachteil für das Herz-Kreislauf-System, sondern geht auch richtig ins Geld.