Sterblichkeit bei Herzkrankheiten nimmt ab
Kürzlich wurde der Deutsche Herzbericht von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) vorgestellt. Dieser enthält positive Ergebnisse, wenngleich mancherorts noch Strukturverbesserungen in Deutschland notwendig sind.
Die Fortschritte der modernen Kardiologie lassen die Sterblichkeit bei Herzerkrankungen in Deutschland kontinuierlich zurückgehen. Davon profitieren insbesondere alte Menschen. Die Versorgungsanalyse, welche zum 24. Mal durchgeführt, zeigt unter anderem, dass die Sterbeziffer beim akuten Herzinfarkt hierzulande konsequent abnimmt. Und zwar zwischen den Jahren 2000 und 2010 um insgesamt 15,8 Prozent bei Männern und 18,4 Prozent bei Frauen. Die Sterbeziffern variieren allerdings von Bundesland zu Bundesland. So sterben in Berlin jährlich 56 Menschen pro 100.000 an einem akuten Herzinfarkt. In Schleswig-Holstein sind es 57, in Baden-Württemberg 59 und in Bayern und Nordrhein-Westfalen 62. In ostdeutschen Bundesländern sind die Zahlen höher. In Sachsen liegen sie bei 96, in Brandenburg bei 101 und in Sachsen-Anhalt sogar bei 111. Das Niveau der kardiologischen Versorgung hat sich in den neuen Bundesländern immer mehr dem der alten Bundesländer angeglichen, aber in der Flächenversorgung besteht noch Optimierungsbedarf.
Erfreulich ist zudem, dass die Abnahme der Sterbeziffern beim akuten Herzinfarkt nicht unmittelbar mit einem Anstieg bei diagnostischen und therapeutischen kardiologischen Eingriffen im Herzkatheterlabor zusammenhängt. Herzkatheterlabore sind Röntgenanlagen zur Diagnostik und Therapie erworbener und angeborener, akuter und chronischer Herzkrankheiten. Zwischen 2010 und 2011 ist die Anzahl der Linksherzkatheter-Untersuchungen um 3,6 Prozent und die der Perkutanen Koronarinterventionen (PCI) um 3,1 Prozent zurückgegangen. Über ein Drittel dieser Untersuchungen werden bei Patienten im Alter von 70 und 80 Jahren durchgeführt. 15 Prozent bei Menschen über 80. Diese Zahlen dokumentieren gerade für ältere Personen einen großen Fortschritt und Nutzen.
Anstieg bei elektrophysiologischen Untersuchungen
Bei elektrophysiologischen Untersuchungen testierte der Herzbericht eine Zunahme von 8,5 Prozent, bei Ablationen (lat. Abtragung, Ablösung) ein Plus von 17,8 Prozent. Die elektrophysiologische Untersuchung (EPU) ist eine spezielle Herzkatheter-Untersuchung bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen. Nach einer Diagnose durch EPU wird die Rhythmusstörung meist in der gleichen Sitzung mitbehandelt. Bei einer Katheder-Ablation werden krankhafte elektrische Strukturen des Herzens z.B. mit Hochfrequenzstrom verödet. Diese Methode ist überwiegend schmerzfrei und erlaubt es, das dem Ablations-Katheter anliegende Gewebe so zu erhitzen, dass es nicht mehr elektrisch leitet, wodurch die Herzrhythmusstörung nicht mehr auftreten kann. Eine Zunahme gibt es auch beim Einsatz von Herzschrittmacher- und Kardioverter-Defibrillatoren-Technologie. Im Jahre 1995 wurden in Deutschland noch 6.629 Herzschrittmacher implantiert, 2011 waren es bereits 14.860. Zugenommen haben in den Jahren von 2008 bis 2010 Herzklappenkrankheiten um 12,4 Prozent, Herzrhythmusstörungen um 10,5 Prozent und Herzsuffizienz um 6,2 Prozent. „Diese Zunahme ist aber nicht besorgniserregend. Denn es handelt sich dabei nicht um ein vermehrtes Auftreten dieser Krankheiten. Vielmehr sind die Methoden der Diagnostik besser und die Aufmerksamkeit größer geworden, so dass bei immer mehr Menschen derartige Erkrankungen frühzeitig erkannt werden können“, erläutert Dr. Peter Hoffmann, Kardiologe und Internist in Berlin-Prenzlauer Berg.