Immer mehr Kinder und Jugendliche wiegen zu viel

Weltweit wird 2050 nach einer aktuellen Prognose jeder dritte junge Mensch übergewichtig sein, in Deutschland mehr als jeder fünfte. Derweil diskutiert die Wissenschaft, ob die Kriterien für eine Adipositas-Diagnose verfeinert werden sollten und wann von einer Krankheit die Rede sein kann und sollte.

Die Daten sind alarmierend: In allen Weltregionen hat sich die Zahl der 5- bis 24-Jährigen, die übergewichtig oder adipös (fettleibig) sind, zwischen 1990 und 2021 verdoppelt. Auf Basis der derzeitigen Trends geht ein australisches Forscherteam, wie im Fachjournal „The Lancet“ berichtet, von einer weiteren deutlichen Zunahme aus. Bis 2050 wird demzufolge jeder dritte Mensch in diesem Altersbereich zu viele Kilos mit sich herumtragen. Für Deutschland wird eine Übergewichtigenquote von über 20 Prozent für die Alterskohorte prognostiziert.

„Übergewicht und insbesondere Adipositas haben vielfältige nachteilige Auswirkungen auf den Organismus“, warnt der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann. „Ein zu hohes Körpergewicht kann Diabetes, Fettleber, Arthrose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit der Folge eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls wie auch manche Krebsarten begünstigen.“ Schon heute werden weltweit etwa fünf Millionen Todesfälle auf Adipositas zurückgeführt.

Sagt der BMI die ganze Wahrheit?
In diesem Zusammenhang stellt sich immer drängender die Frage, wie Übergewicht und Adipositas diagnostiziert und behandelt werden sollten. Bisher gilt weitgehend: Ab einem bestimmten Body-Mass-Index-(BMI)-Wert, in der Regel 30, ist eine Person adipös. Ein Forscherkomitee, das 58 Experten aus 50 Ländern umfasst, plädiert nun jedoch für einen differenzierteren Blick. Ebenfalls in „The Lancet“ weist es darauf hin, dass der BMI-Wert keine zuverlässige Aussage über funktionelle Gewebe- und/oder Organveränderungen trifft. In eine Diagnose sollten daher auch weitere Aspekte einfließen, von Taillenumfang über Körperfett bis hin zum Verhältnis der Taille zur Hüfte oder zur Körpergröße.

Auch damit ist aber noch nicht gesagt, ob ein starkes Übergewicht Krankheitswert hat und damit behandlungsbedürftig ist. Die Forschergruppe regt an, zwischen präklinischer und klinischer Adipositas zu unterscheiden und die medizinischen Ressourcen stärker auf die letztgenannte zu konzentrieren, da sie ein signifikant erhöhtes Mortalitätsrisiko birgt. Bei der Diagnose hilft ein von den Wissenschaftlern entwickelter Katalog, der 18 Kriterien (bei Kindern und Jugendlichen: 13) beinhaltet.