Holiday-Heart-Syndrom mahnt zur Mäßigung
Zum Sommerurlaub gehört für viele Menschen ausgiebiger Alkoholkonsum. In diesen Wochen mehren sich deshalb Herzrhythmusstörungen bei ansonsten herzgesunden Patienten.
Die Bezeichnung „Holiday-Heart-Syndrom“ (HHS) mag zunächst positive Assoziationen wecken, vielleicht an die Aufregung in den ersten Urlaubstagen. Doch hinter dem 1978 erstmals beschriebenen HHS verbirgt sich ein ernsthaftes kardiologisches Phänomen: „Innerhalb von einem bis zwei Tagen nach exzessivem Alkoholkonsum kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen, auch bei Personen, die keinerlei Vorschädigung aufweisen. Meist sind damit Brustschmerzen, Schwindel und/oder Herzklopfen verbunden. Da sich dieses Beschwerdebild in den Urlaubswochen und nach Feiertagen stark häuft, spricht man von Holiday-Heart-Syndrom“, erklärt der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Rüdiger Hoffmann.
Die gute Nachricht für Betroffene lautet: Zu schweren Verläufen kommt es sehr selten, meist klingen die Symptome innerhalb weniger Tage vollständig ab. Darin unterscheidet sich das HHS von der Alkoholischen Kardiomyopathie, die von jahrelangem Alkoholmissbrauch bewirkt wird und chronisch verläuft. Dennoch sollten die möglichen Folgen des sogenannten „Binge-Drinking“, also des übermäßigen Alkoholkonsums, nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Jeder 20. junge Erwachsene ist gefährdet
Für die Studie MunichBREW II wurden über 200 herzgesunde junge Probanden vor Feierlichkeiten, bei denen sie „sich besaufen“ wollten, mit einem portablen EKG-Gerät ausgestattet, das sie 48 Stunden lang trugen. Wie sich zeigte, stieg die Herzfrequenz mit dem Alkoholpegel, auch Herzrasen trat mit höherer Promillezahl häufig auf. Zu nennenswerten Herzrhythmusstörungen kam es überwiegend erst in der Ausnüchterungs- und Erholungsphase, und zwar bei über fünf Prozent der Studienteilnehmer.
Dieses signifikante Risiko sollte Feierwütigen zu denken geben, zumal eventuelle Langzeitfolgen des HHS noch nicht erforscht sind. Ein Schwips ist kardiologisch tolerabel, ein Alkoholvollrausch dagegen – auch aus weiteren Gründen – überhaupt nicht empfehlenswert.