Herzinsuffizienz-Patienten profitieren von Grippe- und RSV-Impfung
Da Impfungen gegen Infektionen schützen und diese wiederum den klinischen Verlauf von Herzinsuffizienz negativ beeinflussen können, liegt der Gedanke nahe, dass vorbelastete Patienten sich auch gegen Atemwegsinfektionen impfen lassen sollten. Eine neue Studie bestätigt ihn.
Wer unter Herzinsuffizienz leidet, trägt ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzversagen und plötzlichen Herztod, für Nierenschädigungen, Thrombosen und Embolien oder auch Lungenödeme. Ein Risikotreiber können Infektionen sein. „Die Wahrscheinlichkeit, wegen Herzinsuffizienz klinisch behandelt werden zu müssen, steigt durch eine Infektion, die den Verlauf der Erkrankung signifikant verschlechtern kann“, erläutert der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann.
Infektionsvorbeugung ist mithin insbesondere für Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz sinnvoll. Doch können Impfungen das Leben in solchen Fällen wirklich verlängern? Im Hinblick auf Atemwegsinfektionen gab es auf diese Frage bis vor Kurzem noch keine wissenschaftlich valide Antwort. Eine polnische randomisierte Studie mit 220 Hochrisikopatienten hat die Forschungslücke nun geschlossen – und kommt dabei zum erwarteten Ergebnis: Eine Impfung gegen Grippe und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) reduziert nicht nur das Risiko einer Infektion, sondern auch das Sterberisiko und die Wahrscheinlichkeit einer Krankenhauseinweisung.
75 versus 59 Prozent
Die Studienteilnehmer waren alle in den 18 Monaten vor der Impfung klinisch wegen Herzinsuffizienz behandelt worden, für einige war eine Herztransplantation oder ein linksventrikuläres Herzunterstützungssystem, eine mechanische Pumpe, vorgesehen. Die Hälfte der Probanden erhielt die oben erwähnte Doppelimpfung, die Kontrollgruppe nicht. Zu Komplikationen kam es im sechsmonatigen Beobachtungszeitraum bei 75 Prozent der ungeimpften Patienten, aber nur bei 59 Prozent der geimpften. Angesichts der möglichen Tragweite von Komplikationen in dieser Hochrisikogruppe ist dieser Unterschied durchaus bedeutsam.
Die Grippesaison steht zwar noch nicht vor der Tür, doch Herzinsuffizienz-Patienten tun gut daran, sich beizeiten mit dem Herzmediziner ihres Vertrauens über eine Impfung gegen Atemwegsinfektionen zu beraten. Sie kann im Fall der Fälle das Leben verlängern.