Warum koronare Herzkrankheit und Depression zum Teufelskreis werden können

Wer unter koronarer Herzkrankheit leidet, hat ein höheres Risiko, Depressionen oder Ängste zu entwickeln. Diese psychischen Erkrankungen wiederum können sich negativ auf die Herzgesundheit auswirken.

Von einer koronaren Herzkrankheit (KHK) spricht man, wenn die Koronararterien – auch Herzkranzgefäße genannt – verkalkt sind. In der Folge kann das Blut nicht mehr ungehindert zum Herzen gelangen. „Eine KHK macht sich oftmals in einem Enge- und Druckgefühl in der Brust bemerkbar, das in benachbarte Körperregionen ausstrahlen kann, häufig begleitet von Kurzatmigkeit“, erklärt der in Berlin-Prenzlauer Berg praktizierende Kardiologe und Internist Peter Hoffmann. „Es kommt allerdings auch vor, dass die Betroffenen gar keine Symptome bemerken und dann wie aus dem Nichts einen Herzinfarkt erleiden.“

Das Gefühl der Lebensbedrohung, das sich bei einer KHK-Diagnose und erst recht nach einem Herzinfarkt bei vielen Patienten einstellt, kann zu einer enormen psychischen Belastung werden. Das Selbstbild muss neu justiert werden, Lebenspläne sind eventuell nicht mehr realisierbar, das Vertrauen in den eigenen Körper schwindet – und meist wird ärztlich dringend empfohlen, den Lebenswandel umzustellen. Insbesondere Personen mit unterdurchschnittlicher psychischer Resilienz sind in einer solchen Ausnahmesituation gefährdet, Depressionen oder Ängste auszubilden. Studien zufolge ist das Depressionsrisiko bei Herzinfarktpatienten zwei- bis dreifach erhöht. Auch eine Posttraumatische Belastungsstörung wird bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen beobachtet.

Stress schlägt auf das Herz
Der psychische Stress, der durch eine Depression oder tiefe Ängste ausgelöst wird, kann den Blutdruck, den Blutzuckerspiegel und die Herzfrequenz erhöhen sowie Entzündungsprozesse fördern. Dadurch wirkt er als weiterer Risikofaktor für einen Herzinfarkt – und bildet gewissermaßen mit der KHK einen Teufelskreis. Verstärkt wird dieses Risiko dadurch, dass es psychisch stark belasteten Patienten häufig schwerfällt, sich konsequent an den Medikationsplan zu halten und empfohlene Verhaltensänderungen wie „mehr Bewegung“, „mehr Mittelmeerkost“ oder „weniger Alkohol und Tabak“ umzusetzen.

Die Psychosoziale Kardiologie widmet sich solchen Zusammenhängen und der Aufgabe, KHK-Patienten nicht nur herzmedizinisch, sondern auch seelisch zu begleiten. Denn ein vertrauensvolles, offenes Arzt-Patienten-Verhältnis kann viel dazu beitragen, ein realistisches Bild der Erkrankung und der weiteren Perspektiven zu gewinnen und den Weg zur Gesundung mit einer positiv-zuversichtlichen inneren Haltung zu beginnen.